Auf fast 3000 Meter hoch oben in den Bündner Bergen sucht der alpine Snowboarder Nevin Galmarini den Kick. Als Teil seiner Vorbereitung absolviert er die harte Bike-Tour auf die Fuocla da Rims. Alles, damit er im Februar nach der nächsten Olympia-Medaille greifen kann.
Kurz vor fünf Uhr morgens macht sich der 35-Jährige mit seinem Bruder Arno auf dem Weg. 2000 Höhenmeter nehmen sie in Angriff. Zuerst fahrend, doch für den letzen Aufstieg müssen sie ihre Bikes tragen. Sieben harte Stunden später erreichen sie ihr Ziel. Warum tut man sich das an? «Ich wollte die Erinnerung mit zwei Gefühlen verbinden. Einerseits ‹war das hart, das mache ich nie wieder› und andererseits das fantastische Gefühl, nachdem wir es geschafft haben.»
Zweifacher Olympia-Erfolg
Dass der Bündner unbeschwert Sport machen kann, war nicht immer so. Eine kleine Rückblende: 2014 holte er in Sotschi Silber, bevor er vier Jahre später in Südkorea zu Gold fuhr. Die Rückenschmerzen begleiteten ihn aber bereits da schon. Ein Jahr später der Schock: Bandscheiben-Operation. 22 Monate lang fiel er aus.
Vor einem Jahr erfolgt das Comeback. «Letzte Saison bin ich im Riesenslalom meistens unter den ersten 16 gewesen.» Ganz nach vorne reicht es noch nicht, Galmarini will aber darauf aufbauen. Die Vorbereitung sei besser gewesen und er fühle sich noch fitter. Der Start in Bannoje (Russ) und Carezza (It) ist jedoch durchzogen. Im Riesenslalom scheidet er jeweils in der Quali aus, im Slalom reichts einmal für den Achtelfinal.
Der Höhepunkt folgt aber natürlich im Februar in Peking. Galmarini: «Ich will völlig befreit an den Start gehen.» Der dreifache Weltcupsieger stellt klar: «Das Ziel ist, nochmals eine Medaille zu holen. Welche Farbe sehen wir dann.»
«Das nervt mich natürlich»
Mit einem Erfolg in Olympia würde er gleichzeitig auch seinem weiteren Vorhaben näher kommen: wieder Teil der Nationalmannschaft zu sein. Diesen Status hat das Snowboard-Ass diesen Frühling verloren. «Es war absehbar. Aber das nervt mich persönlich natürlich – auch wenn es sportlich keinen Einfluss hat.»
Der einzige Unterschied liege beim Auto-Sponsoring. Jetzt müsse er selbst einen kleinen Leasingbetrag berappen. Galmarini geht es aber auch um den Stolz, zu der Top 12 der Welt zu gehören. «Ich gebe alles, um wieder diesen Status zu erreichen.»