Geburt, Umzug, Prüfungen
Die emotionalen Wochen von Bronze-Held Scherrer

Windeln wechseln statt Salti in der Halfpipe – das ist die aktuelle Realität von Bronze-Held Jan Scherrer (27). Die Zeit rund um die Geburt der kleinen Sienna war nicht unkompliziert. Blick stattet der jungen Familie einen Besuch ab.
Publiziert: 10.08.2022 um 18:11 Uhr
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Seit Mai sind Jan und Sasha Scherrer zu dritt.
Foto: Christian Merz
Sven Micossé

Vor fünfeinhalb Monaten wurde Olympia-Held Jan Scherrer von Familie, Freunden und seiner schwangeren Frau Sasha am Flughafen in Zürich empfangen. Wenige Tage zuvor holte der Snowboarder Bronze in der Halfpipe. Jetzt steht nebst Bachelorarbeit und Sommertraining die traute Dreisamkeit mit der kleinen Sienna an. «Das Timing könnte nicht perfekter sein», sagt Scherrer.

Die intensive Olympia-Saison ist vorbei, der Zeitpunkt passt. Doch es kommt alles innert wenigen Wochen auf die Scherrers zu: Geburt, Umzug, Abschlussprüfungen.

Ende April wäre der Geburtstermin vorgesehen. Doch er verzögert sich um fast zwei Wochen. Als es so weit ist, ist wiederum Geduld und Nervenstärke verlangt. Sasha: «Es war eine sehr lange Geburt, aber am Ende war sie gesund.» 27 Stunden dauert es, bis Sienna da ist. Jan: «Es war hart, Sasha so lange mit Schmerzen zu sehen. Ich war glücklich, als es vorbei war.»

Zügel-Aktion eine Woche darauf

Die Verzögerung verkürzt ihre Zeit bis zum Umzug. Statt drei Wochen nach der Geburt findet dieser nach bereits einer Woche statt. Ein schwieriges Unterfangen. Ist immerhin hin der Umzug reibungslos verlaufen? Bei dieser Frage schauen sich die beiden an, lachen laut los. «Fast», sagt Jan.

Kaum angefangen, nimmt das Mietauto einen Schaden. «Ich habe mich in der Höhe verschätzt und einen dicken Kratzer am Auto gemacht und einen Ziegel in der Hauswand beschädigt. Ich habe alle informiert, aber nichts mehr gehört.» Dank der Hilfe von Freunden verläuft der restliche Umzug reibungslos.

Eingelebt haben sie sich bereits, die Wohnung ist fast fertig eingerichtet. An der Wand erinnert ein eingerahmter Chat-Verlauf von Instagram an ihr Kennenlernen. Im Zürcher Ausgang treffen sie sich im Sommer 2020 das erste Mal. Nach den ersten Dates harmoniert es bereits bestens, ein Jahr später folgt die Hochzeit und nun das erste gemeinsame Kind. «Es fühlte sich einfach natürlich an», sagt Sasha.

In Jona geniessen die Scherrers die Nähe zur Familie des Snowboarders und die Ruhe – draussen jedenfalls. Denn Zuhause müssen sie die Erfahrung machen, wie ein Neugeborenes tickt. «Wir haben alles getan, um bestmöglich vorbereitet zu sein. Handkehrum kann dich nichts darauf vorbereiten, nur drei Stunden pro Nacht zu schlafen.»

«Lernen war ziemlich nervig»

Dies sei aber besonders am Anfang der Fall gewesen, als er zusätzlich die Semesterprüfungen auf dem Teller hatte. «Lernen war in dieser Zeit ziemlich nervig, weil es sehr schwer war, sich zu fokussieren.» Scherrer besteht die Prüfungen, im Januar ist noch die Bachelorarbeit fällig und das Wirtschaftsstudium ist in der Tasche.

Inzwischen richtet der Halfpipe-Spezialist langsam den Blick auf die neue Saison. «Ich bereite mich körperlich vor, trainiere den halben Tag. Den Rest verbringe ich mit der Familie.» Im September gehts wieder mit dem Schneetraining los, bevor der Weltcup-Auftakt in den USA im Dezember steigt.

Nach Olympia folgt in dieser Saison die WM im Februar in Bakuriani (Geo) als Highlight. Dort gilt Scherrer nicht nur wegen seines Olympia-Exploits zu den Gejagten. 2021 holte er in Aspen ebenfalls Bronze.

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