Eigentlich hätte Jan Scherrer seine Medaillenwette mit Blick schon eine Woche vorher einlösen sollen. «Da sind wir aber noch eine Wohnung anschauen gegangen. Wir haben sie bekommen», sagt der Snowboarder mit einem Lachen.
Der Toggenburger ist wie einige andere Athleten vor den Olympischen Spielen mit Blick eine Medaillenwette eingegangen. Sein Einsatz: Gewinne ich eine Medaille, färbe ich mir die Haare in deren Farbe. Seine Bronzemedaille hat Scherrer in Peking schliesslich in beeindruckender Manier gewonnen, hat zum ersten Mal seinen «Jan Tonic» in einem Wettkampf erfolgreich probiert.
Farbmixtur wird zur Wissenschaft
Kann man sich die Haare überhaupt Bronze färben? An der Wand eines Coiffeurs an der Zürcher Europaallee steht zumindest die Rezeptur. Man mische die Farben Rosé und Pfirsich, dazu etwas Kabeljaurosa sowie Orange. Scherrer: «Ich bin gespannt, wie es aussieht.»
Zur moralischen Unterstützung ist seine Frau Sasha dabei. Sie freut sich für ihren Gatten, auch wenn die Freude etwas Schelmisches hat.
Frisuren-Experimente sind für den 26-Jährigen aber nichts Neues. «Ich hatte schon alles mögliche an Frisuren.» Vor seiner raspelkurzen Frisur trug trug er seine Haare unter anderem schulterlang und auch bereits blondiert. Somit kennt er sich mit dem ersten Teil der Prozedur bereits aus. Aber dennoch: «Es fühlt sich komisch an. Ich bin schon lang nicht mehr beim Coiffeur gewesen, seitdem ich auf die Maschine zuhause umgestellt habe.»
Mehr Snowboard
In sieben Wochen ist es soweit
Seit seiner Rückkehr aus Peking liegt der Fokus auf der Familie und das bald kommende Baby. In sieben Wochen soll es so weit sein. Der Name ist bereits gewählt, aber noch soll er geheim bleiben. «Wir mussten einen Namen finden, der auf Englisch, Deutsch und Französisch gut klingt», sagt Sasha, die ursprünglich aus Montreux VD stammt.
Wenige Wochen nach der Geburt folgt der Umzug in eine grössere Wohnung. Von Zürich gehts dann nach Rapperswil. Und auch sonst ist viel Planung angesagt, denn der Bronzemedaillengewinner will auch in der kommenden Saison in der Halfpipe abliefern und ist dafür noch auf Sponsorensuche. Wie es der Zufall will: ein Kopfsponsor.
«Sie hat die Farbe sehr gut getroffen»
Nach gesamthaft anderthalb Stunden ist das Kunstwerk fertig. Das Endergebnis lässt sich sehen. Der Direktvergleich mit der Medaille zeigt: Die Stylistin hat ganze Arbeit geleistet. «Sie hat die Farbe sehr gut getroffen», sagt Scherrer und schaut sich erstaunt an. «Aber ich denke auch, dass ich eine Zeit lang erschrecken werde, wenn ich in den Spiegel schaue.»
Auch Ehefrau Sasha ist zufrieden. Doch sie ist froh, dass die Farbe nur temporär ist und hat auch bereits mit einem Augenzwinkern eine Deadline gesetzt. «Bis im Mai muss es wieder weg. Sein Kind soll ihn nicht so kennenlernen.»