Freeskierin Gremaud hat alles in ihrem Sport gewonnen
«Ich lerne noch immer Kleinigkeiten, die den Unterschied machen»

Mathilde Gremaud hat alles gewonnen. Die Freeskierin holt alle drei Weltcupkugeln des vergangenen Winters. Mit 24 Jahren hat sie nicht genug – und geht auf die Jagd nach weiteren Trophäen.
Publiziert: 18.12.2024 um 18:36 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2024 um 22:30 Uhr
Gesamtweltcup, Big Air, Slopestyle – die reiche Ernte der Freiburgerin Mathilde Gremaud.
Foto: Joan Minder
Nadine Gerber
Nadine Gerber
Schweizer Illustrierte

Jetzt sitze ich wieder vor einem weissen Blatt Papier», sagt Mathilde Gremaud (24). Was schlicht tönt, ist eigentlich eine Sensation: Die Freestyle-Skifahrerin hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Einen kompletten Satz Olympiamedaillen, alle grossen Wettbewerbe, Weltmeistertitel und sämtliche Kristallkugeln für den Gesamtweltcupsieg und die Disziplinenwertungen. «Jetzt fange ich noch einmal von vorne an.»

In einer Saison ohne grossen Wettbewerb sind die Kugeln willkommene Trophäen. Und noch viel mehr: Sie zeigen, dass Gremaud nicht nur in einem Rennen abliefern, sondern über eine ganze Saison konstant hervorragende Leistungen zeigen kann. Deshalb haben die Weltcupkugeln auch einen besonderen Stellenwert für die Freiburgerin.

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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«Die Kugeln haben mir wirklich noch gefehlt. Ich konnte mich sehr gut auf die letzte Saison vorbereiten, manifestieren, dass ich jedes Mal ganz oben stehen möchte. Vor allem mental habe ich mich gut einstellen können. Und ich hatte auch die nötige Energie dafür.»

Neue Ziele

Während der letzten Saison hat Mathilde Gremaud vor jedem Wettkampf mit ihrem Coach besprochen, welche Tricks sie wann zeigen wollte. «Wir haben in unserer Kommunikation noch Potenzial entdeckt. Dazu gehörte beispielsweise die Absprache bezüglich Idee und Umsetzungsstrategie. Das konnten wir letzte Saison verbessern. So hatte ich schon in der Nacht vor dem Wettkampf die ganzen Abläufe im Kopf.» Alles, was sie vor der letzten Saison gelernt habe, habe sie umsetzen können, sagt sie. «Es macht mich stolz, dass ich aus meinen früheren Fehlern lernen konnte.»

Für die Freiburgerin haben die Kristallkugeln einen besonderen Stellenwert.
Foto: keystone-sda.ch

«Auf diesem Niveau lernt man nicht mehr so schnell etwas Neues», sagt sie. «Doch ich lerne noch immer Kleinigkeiten, die in einem Wettkampf einen Unterschied machen können.» Etwa einen neuen Grab, der einen Trick, den sie schon konnte, schwieriger macht und dadurch mehr Jurypunkte liefert. «Man lernt immer etwas dazu, vielleicht merkt es das Publikum nicht, aber ich schon. Eine Kleinigkeit pro Saison macht einen neuen Trick in drei Jahren. Es ist ein Prozess.»

Bereits seit Mai bereitete sich die 24-Jährige auf die aktuelle Saison vor. «Wir haben zuerst an der Kondition gearbeitet und dann immer im Wechsel auf dem Airbag und im Schnee trainiert», sagt sie. «Mein Fokus liegt auf den nächsten beiden Jahren mit der Heim-WM in St. Moritz und den Olympischen Spielen.»

Ihre neuen Errungenschaften will sie vielleicht schon vorher auspacken, wie sie mit leuchtenden Augen erzählt. «Bei einem grossen Event, den X-Games zum Beispiel.» Am meisten Freude bereitet es Mathilde Gremaud einfach auf den Ski zu stehen. «Ich geniesse das Skifahren. Ich möchte auch neue Snowparks besuchen, in Norwegen etwa oder in Österreich.»

Nun hat sie alles: Olympiasieg, Weltmeistertitel, Weltcupkugeln. «Jetzt fange ich noch einmal von vorne an», sagt Mathilde Gremaud.
Foto: Joan Minder

Es habe eine Weile gedauert, bis sie sich von der letzten Saison erholt habe, sagt Gremaud. Doch die Vorfreude auf alles, was kommt, ist noch vor dem Saisonstart zurückgekehrt. «Ich wünsche mir, dass ich wieder vorne dabei sein kann – mit den richtigen Tricks. Ich möchte mir vorher überlegen, welche Tricks mich zum Sieg bringen können.» Frauen hätten eine andere Genetik, sagt Mathilde Gremaud mit einem Lachen. «Die Männer können schon härtere Tricks. Wir sind etwas langsamer wegen unseres Körperbaus. Bei uns ist es dafür so, dass wir einen Trick länger üben können, bis alle Details passen.» Männer könnten nicht warten, bis ein Trick perfekt sei. «Dann haben sie den Zug verpasst.»

Der Stil ist wichtig

Auch auf ihre Optik achtet Mathilde Gremaud, ein bisschen zumindest. «Früher war mir das weniger egal. Als ich jünger war, wollte ich immer cool aussehen, Ski-Outfits haben, die den Trends entsprachen.» Heute habe sie ihren persönlichen Stil gefunden. «Ich bin kein Typ für Baggy-Hosen», meint sie, «auch wenn es gerade in ist. Die Optik fliesst für mich irgendwo in meinen Gesamtauftritt ein.» Und: «Viele Judges haben einen gewissen Style, und ich achte darauf, dass ich mit meinen eigenen Ideen damit matche.»

Gremaud hat bei den Sport-Outfits ihren persönlichen Stil gefunden.
Foto: keystone-sda.ch

Privat ist es ihr jedoch wichtiger, nicht allzu viel zu konsumieren. «Ich style coole Outfits aus den Sachen, die ich von Sponsoren bekomme. Ich möchte nicht neue Hosen kaufen, nur damit ich gut aussehe.»

Energie tankt die Freeskierin in der Natur, beim Spazieren oder beim Golfen mit dem Team. «Ich mag es, den Körper langsam zu bewegen, ihn aktiv zu halten. Dass ich an etwas denken kann, das eigentlich gar nicht wichtig ist. Das hilft mir, mich zu erholen.» Zudem sucht Mathilde Gremaud derzeit eine eigene Wohnung, einen Rückzugsort. Dort soll es dann auch einen Platz geben für ihre Kugeln – und für neue Trophäen.

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