Snowboard-Juwel Noémie Wiedmer
Schweizer Mega-Talent (17) kämpft mit speziellem Problem

Bei den Juniorinnen gewann Noémie Wiedmer olympisches Gold. Nun steht die Snowboardcrosserin vor ihrer ersten Weltcupsaison. Blick besuchte sie bei den letzten Vorbereitungen in St. Moritz GR.
Publiziert: 11.12.2024 um 19:40 Uhr
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Aktualisiert: 07:54 Uhr
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Seit Noémie Wiedmer mit fünf Jahren zum ersten Mal auf einem Snowboard stand, will sie sich nicht mehr davon trennen.
Foto: STEFAN BOHRER

Auf einen Blick

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Nicola AbtReporter Sport

Noémie Wiedmer (17) formulierte als Kind einen ganz besonderen Berufswunsch. Das zeigt ein Blick in die alten Freundschaftsbücher der Snowboardcrosserin.

«Beim Traumberuf schrieb ich Olympiasiegerin hin», erzählt sie lachend. Entwickelt sich die Berner Oberländerin derart stark weiter, dürfte sich ihr Wunsch irgendwann erfüllen. 

In der vergangenen Saison gewann sie sechs von zehn Rennen im zweitklassigen Europacup. Und das in einer Sportart, in der es extrem schwer ist, mehrfach zu gewinnen. Der Zufallsfaktor ist höher als anderswo. Beim Snowboardcross stürzen sich vier Athletinnen gleichzeitig auf die Strecke. Ein Fehler einer Konkurrentin kann das eigene Aus bedeuten.

Im Training fordert sie ihr Vorbild

Als Blick Wiedmer in St. Moritz GR besucht, steckt sie mitten in den letzten Vorbereitungen für ihre erste Weltcupsaison. Wer sie beim Schneetraining beobachtet, erkennt sofort, was sie später zu Protokoll gibt: «Ich liebe es, auf dem Snowboard zu stehen.» Hätten die Trainer die Einheit nicht irgendwann für beendet erklärt, Wiedmer wäre noch den ganzen Nachmittag über den Kurs geflitzt.

Im Vergleich mit den gestandenen Schweizer Weltcup-Athletinnen schlägt sie sich bereits ausgezeichnet. Teilweise ist sie die Schnellste. «Noémie pusht uns zusätzlich zu Höchstleitungen», erzählt Sina Siegenthaler (24), die im letzten Winter ihr erstes Weltcup-Rennen gewann. Die Schangnauerin ist Wiedmers Vorbild. «Ich kann unheimlich viel von ihr lernen», schwärmt die Teenagerin. 

Finanzieller Kampf abseits der Piste

Das Snowboard-ABC brachte ihr der Vater bei. Er war Snowboard-Lehrer. «Ihm habe ich viel zu verdanken.» Neben den technischen Tipps zu Beginn ihrer Karriere unterstützt er sie bis heute finanziell. «Ohne meine Eltern hätte ich keine Chance.» Zuletzt bezahlten sie ihr den Flug ins Trainingslager nach Australien. 

Dank des Aufstieges ins A-Kader von Swiss Ski im letzten Frühling entspannte sich die finanzielle Situation leicht. Einige Fixkosten werden gedeckt. 2027 schliesst sie das Sport-Gymnasium ab, bis dann dürfte Wiedmer auf ihre Eltern angewiesen sein.

Auch, weil die Sponsorensuche im Snowboardcross unheimlich schwierig ist. SRF zeigt mit Ausnahme der Heim-WM in St. Moritz (17. bis 30. März) keine Rennen. Umso wichtiger ist der Auftritt an der Weltmeisterschaft im Engadin. Dass Wiedmer an Grossanlässen abliefert, bewies sie bereits. 

Dominanz nicht nur positiv

Anfang des Jahres triumphierte sie in Südkorea an den olympischen Jugend-Winterspielen. Einige Monate später sicherte sie sich an der Junioren-WM die Silbermedaille. Derartige Erfolge überraschen ihre ehemaligen Trainer nicht. Vor kurzem sagte einer zu ihr: «Mit dir konnte man gar nichts falsch machen, du warst so gut.» 

Die Dominanz im Europacup und bei den Juniorinnen hat aber auch ihre Schattenseiten. Diese kommen erst jetzt so richtig zum Vorschein. Weil sie ihre Konkurrentinnen immer schon am Start abgehängt hat, fehlt ihr die Zweikampferfahrung. «Ich war zu dominant. Deshalb bin ich es nicht gewohnt, auf der Strecke die Ellbogen auszufahren und richtig zu kämpfen.»

Daran hat sie in letzter Zeit gearbeitet. Ihre neu gewonnene Zweikampfhärte kann sie am kommenden Wochenende beim Weltcup-Auftakt in Cervinia (Ita) erstmals unter Beweis stellen. Wann sie ihren Traumberuf «Olympiasiegerin» ausüben kann, wird sich zeigen. Eine erste Chance dazu bietet sich im übernächsten Jahr bei den Olympischen Spielen in Italien. 

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