Die Formel-1-Saison 2021 hat begonnen. Aber einen Blick hinter die Kulissen der Königsklasse gibts derzeit auf die Saison 2020 – auf Netflix in der neuesten Staffel der F1-Doku «Drive to Survive». In jeder Folge heftet sich die Netflix-Crew an die Fersen eines der Teams. Beim Grand Prix im russischen Sotschi steht das Weltmeister-Team von Mercedes im Fokus.
«Skeleton? Das sind doch die Verrückten ...»
Die Kameras sind dabei, als sich auf einer Autofahrt zum Hotel das Gespräch zwischen Superstar Sir Lewis Hamilton (36) und seiner Physiotherapeutin Angela Cullen plötzlich um Wintersport dreht. Die F1-Rennstrecke führt ja übers olympische Gelände der Winterspiele von 2014. Hamilton lässt die Bemerkung fallen, dass er gerne mal Bob ausprobieren würde. Dann ergänzt der siebenfache Champion: «Aber Skeleton? Niemals! Das sind doch die Verrückten, die einfach draufliegen und Kopf voran runter fahren…»
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Mit 360 km/h über die Gerade rasen, ist für Hamilton Alltag. Aber auf einem Schlitten den Eiskanal runter flitzen? Da verlässt den Rennfahrer den Mut!
«Seine Aussage ist bemerkenswert und cool»
Anruf bei Marina Gilardoni (34), dem Schweizer Skeleton-Aushängeschild. Und gemäss Hamilton eine der Verrückten. Die Vize-Weltmeisterin von 2020 schmunzelt und sagt: «Von aussen mag es vielleicht etwas verrückt wirken. Aber man versucht einfach, an die Grenzen zu gehen und das Limit zu finden. Das ist ja in der Formel 1 genauso. Aber ich finde seine Aussage bemerkenswert und richtig cool, dass Hamilton offen dazu steht, dass es etwas gibt, was er sich nicht getrauen würde.»
Gilardoni ist mutiger als der Formel-1-Seriensieger. Aber die St. Gallerin wäre sofort bereit, Hamilton einen Skeleton-Versuch schmackhaft zu machen: «Ich wäre bereit für eine Challenge, die Sportarten zu tauschen!» Ernsthafte Argumente liefert sie sogleich nach. «So wie Hamilton sehen es viele. Man denkt, im Bob sei man durch die Hülle besser geschützt als beim Skeleton.»
Skeleton weniger gefährlich als Bob
Dabei sei ihre Sportart ungefährlicher, sagt die frühere Bob-Anschieberin. Bei einem Bob-Sturz kommts oft zu Verletzungen wie Verbrennungen, weil die Athleten im Schlitten verkeilt bleiben. Gilardoni: «Beim Skeleton bleibt man im Normalfall einfach im Eiskanal liegen, der Schlitten saust davon.»
Aber dass ihr Sport gefährlich sein kann, hat die Vize-Weltmeisterin diesen Winter auf schmerzhafte Weise erfahren. Nach einem Sturz im November fällt sie mit den Folgen einer Gehirnerschütterung und einer Erschütterung des Gleichgewichtsorgans die ganze Saison aus. «Es geht mir wieder sehr gut, ich habe kaum noch Probleme mit den Augen», sagt Gilardoni, die im Februar in St. Moritz erstmals wieder den Eiskanal runtersauste und jetzt für die Olympia-Saison bereits das Sommertraining begonnen hat.
Ob nächsten Winter Hamilton für die Challenge vorbeischaut?