Es ist ein tiefer Fall mit hartem Aufprall: Petter Northug, einst Norwegens Superstar und Olympiaheld, wird von der Polizei vollgekokst am Steuer erwischt. Auch beim 34-Jährigen zuhause werden bei einer Durchsuchung Drogen gefunden. Das einstiege Enfant Terrible des Langlaufs ist am Tiefpunkt.
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Wegbegleiter und die Langlauf-Szene zeigen sich geschockt. Emil Iversen etwa galt als einer seiner engsten Freunde in der norwegischen Nationalmannschaft. Der Absturz seines einstigen Kollegen schockiert ihn. «Ich war überrascht, traurig und enttäuscht. Es tat weh, sein Geständnis auf Instagram zu lesen. Ich musste es immer und immer wieder lesen, um zu realisieren, was da steht», sagt er gegenüber dem norwegischen TV «NRK».
«Es ist peinlich»
«Es ist peinlich, etwas mit Drogen zu tun zu haben», so Iversen. «Aber es ist gut, dass Petter die Karten jetzt auf den Tisch legt.» Er wolle ihn auf alle Fälle in dieser schwierigen Zeit unterstützen.
Auch Petter Soleng Skinstad will Northug zur Seite stehen. Er ist seit einigen Jahren mit dem einstigen Langlauf-König befreundet, zusammen haben sie für «TV 2» über den Langlauf-Weltcup berichtet.
Freund berichtet von unschönen Gerüchten
Es wäre nun falsch zu behaupten, dass ihn die News absolut überrascht, so Skinstad gegenüber «Dagbladet»: «Es gab viele Gerüchte darüber, was Petter in seiner Freizeit gemacht hat und es waren keine positiven.»
Skinstad habe mit Northug Kontakt gehabt und seine Hilfe angeboten. «Ich habe ihm signalisiert, dass ich für ihn da bin. Ich möchte ihm helfen, ein besseres Leben zu führen.»
Björndalen in Sorge um Northug
Biathlon-Legende Ole Einar Björndalen bezweifelt aber, ob die Unterstützung von Freunden schon reicht. «Er braucht professionelle Hilfe», sagt er bei «Dagbladet». «Ich hätte nicht gedacht, dass es ihm so schlecht geht.»
Eines ist klar: Der Ruf von Northug, schon immer als Rockstar und Lebemann verschrien, ist endgültig zerstört. Und das, nachdem er sechs Jahre nach seinem Suff-Unfall mit Fahrerflucht wieder auf dem Weg nach oben war.
Sein Businesstraum bröckelt wegen der Affäre
Nach seinem Rücktritt 2018 entwickelte sich Northug zum Geschäftsmann. Der 13-fache Weltmeister und zweifache Olympiasieger brachte unter der Marke «Northug» Sportbrillen auf den Markt. Im nächsten Winter sollte Bekleidung folgen.
«Ich habe in meiner Karriere alles gewonnen, was ich gewinnen wollte. Jetzt will ich eben eine Marke zur Nummer 1 machen. Ich bin immer noch im Wettkampfmodus. Aber jetzt eben im Businessbereich», erzählte Northug Anfang Jahr an der ISPO-Messe in München über seine neue Leidenschaft.
Doch sein Business hat durch die Koks-Affäre bereits ersten Schaden erlitten. Das norwegische Rad-Team «Uno-X» (UCI Pro-Team), das mit Northug vor einem Jahr einen Deal als Brillen-Ausrüster abgeschlossen hatte, hat die Vereinbarung nach dem Koks-Skandal bereits wieder gekündigt mit der Begründung, dass Petter sich jetzt auf andere Sachen konzentrieren müsse.
Northug dreifach angeklagt
Übrigens: Auch rechtlich drohen Northug Konsequenzen. Er ist gleich wegen drei Straftaten angeklagt. Wegen rücksichtslosen Fahrens mit hoher Geschwindigkeit, wegen Fahrens unter Drogeneinfluss und wegen der Lagerung von Drogen. Letzteres wird in Norwegen mit einer Geldstrafe oder mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren geahndet. Sein Führerschein ist beschlagnahmt worden und er soll in naher Zukunft befragt werden.