Auf Jan Scherrer ist auch an der WM 2023 Verlass. Der Olympia-Dritte und Zweite der diesjährigen X-Games aus dem Toggenburg gewinnt in der Halfpipe Bronze hinter dem Überraschungssieger Lee Chaeun aus Südkorea und dem Australier Valentino Guseli.
Nach Platz 8 in der hochstehenden Qualifikation setzt Scherrer im Final der besten 10 wie erhofft eine Schippe drauf. Unter anderem steht der 28-Jährige im ersten der drei Runs seinen «Jan Tonic», den «Switch Alley-Oop Double Rodeo 1080 Indy to Nose», den nach wie vor nur er im Repertoire hat. Zwar unterläuft ihm im gleichen Lauf ein kleiner Fehler. Seine kreativen Tricks verhelfen ihm dennoch zu 89,25 Punkten.
Weil die Konkurrenten bei den schwierigen Bedingungen mit wechselnder Schneebeschaffenheit und suboptimaler Sicht zunächst reihenweise straucheln, liegt Scherrer nach zwei Läufen sogar auf Goldkurs. Schliesslich sind es nicht die grossen Favoriten um den japanischen Titelverteidiger Yuto Totsuka (6.) und den Australier Scotty James (5.), die ihn im letzten Durchgang noch überflügeln, sondern die beiden Jungspunde Lee und Guseli. Lee, der im Weltcup noch nie auf dem Podest stand, ist 16 Jahre alt, Guseli 17.
Der tolle Start und das lange Bibbern
Er habe gewusst, dass er einen «Gold-Run» in sich hat, wenn er alles perfekt runterbringt. Dennoch ist bei Scherrer im Interview mit dem SRF die Erleichterung und Freude, dass es für Bronze gereicht, grösser als die Enttäuschung über das Verpasste. Dass er nach seinem guten Start nicht nachlegen kann, zuschauen muss, wie ihm die Konkurrenten immer näher kommen, «hat mir schier den Magen gekehrt».
Scherrer kann seinen letzten Run, in dem er selbst eine Steigerung anstrebt, nicht runterbringen und wird gleich danach vom späteren Weltmeister überholt. «Ich ging weg, auf den Sessellift und habe nur gehört, wie Leute jubeln. Ich dachte nur: ‹Nein, was läuft jetzt?›» Dementsprechend stark bibberte Scherrer bis zum Schluss um die Bronzemedaille. Über diese kann er sich nach der Siegerehrung dann auch so richtig freuen, sagt: «Definitiv Bronze gewonnen und nicht Gold verloren.»
Scherrer, der im vergangenen Sommer zum ersten Mal Vater geworden ist, knüpft damit nahtlos an seine Erfolge an den letzten Grossanlässen an. Seit er 2020 an den X-Games als Dritter zum ersten Mal auf das Podest gesprungen ist, gewann er WM-Bronze 2021 und 2023, Olympia-Bronze 2022 und Silber an den X-Games 2023. Dazu schaffte er es 2022 an den prestigeträchtigen Laax Open auf den 2. Platz.
Schweizerinnen in der Entscheidung chancenlos
Die beiden Schweizer Frauen konnten derweil im Final der besten Acht nicht um die Medaillen mitspringen. Berenice Wicki bringt keinen ihrer drei Runs komplett sauber durch und wird Achte, derweil sich Isabelle Lötscher nach einem soliden ersten Run nicht mehr steigern kann und Siebte wird. Gold geht an die Chinesin Cai Xuetong. Sie sichert sich den Sieg dank eines überragenden ersten Runs vor der Kanadierin Elizabeth Hosking und der Japanerin Mitsuki Ono. (SDA/dti)