Es war ein trostloses Bild, das sich am Freitagnachmittag in Chur GR auf dem Gelände des Big Air Festivals bot. Werbebanner, vom Wind zerfetzt, lagen im Matsch, die Helfer beim Einlass hatten die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen und warteten auf Arbeit. Denn das Publikum blieb dem Big Air am Freitag lange Zeit fern. Daran war nicht nur das Hundewetter schuld, sondern auch der Fakt, dass die Finals der Freeskier unter diesen Umständen nicht stattfinden konnten. Auch am Samstag regnete es fast ununterbrochen, immerhin ohne Sturmböen.
Gremaud trotz Finalabsage in Partylaune
«Es war die Kombination aus hohen Temperaturen, Regen und Wind, die uns am Freitag einen Strich durch die Rechnung gemacht hat», erklärt Event-CEO René Götz. «Uns ist schlicht der Schnee weggeschmolzen. Bei Föhn und 18 Grad konnten auch die erfahrensten Schanzenbauer nichts mehr richten.»
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Auch für die Athleten war das bitter. Mathilde Gremaud (23), die dank ihrer Topplatzierung in der Quali schlussendlich den Weltcupsieg erbte, freute sich nur halbherzig über die Trophäe mit den Plastik-Steinbockhörnern. «Aber hey, dafür werden wir gleich alle zusammen zum Scooter-Konzert gehen und so richtig feiern. Das hätte ich sonst bestimmt nicht gemacht», so die Freiburgerin nach der Siegerehrung am Freitagabend lachend.
Abgehärtete Churer retten Organisatoren
Ganz ähnlich wie Gremaud sahen es auch viele Churerinnen und Churer. «Am Freitag sind rechtzeitig auf den Hauptact doch noch über 12’000 Leute gekommen. Am Samstag waren es dann sogar 15’000», bestätigt Götz. Und fügt an: «Hätten wir den Event beispielsweise in Zürich durchgeführt, wären vermutlich nicht mehr so viele Leute aufgetaucht.» In Graubünden aber sind die Aprés-Ski-erprobten Partygänger gewohnt, eine warme Schicht Kleider mehr anzuziehen und tanzend den Elementen zu trotzen.
Dem regen-resistenten Partyvolk ist es denn auch zu verdanken, dass das Big Air Chur in diesem Jahr «mit einem blauen Auge» davonkommen könnte, wie Organisator René Götz am Tag danach einschätzt. Im besten Fall schaut eine glatte Null heraus. Ob diese Prognose nicht etwas gar optimistisch ist, wird sich in einigen Tagen zeigen, wenn alle Abrechnungen erfolgt sind. Immerhin resultierte bereits im letzten Jahr trotz ähnlichen Ticketverkäufen – jedoch perfektem Wetter – ein Minus von einer halben Million Franken.