Abenteuer am Ende der Welt
Freestyle-Höfflin auf Arktis-Entdeckungstour

In Chur hätte es für die Spitzen-Freeskierin Sarah Höfflin wieder mit dem Weltcup losgehen sollen – der Final am Freitagabend ist aber wegen Regens abgesagt. Ihre Sommerpause verbrachte Höfflin fernab jeglicher Zivilisation – zwischen Eisbergen und Eisbären.
Publiziert: 20.10.2023 um 18:00 Uhr
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Die drei Romands Mathilde Gremaud, Sarah Höfflin und Giulia Tanno (v.l.) waren in der Sommerpause auf Erkundungstour in der Arktis.
Foto: Will Derrick
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Nina KöpferRedaktorin Sport

Entspannen auf den Malediven, mit dem Van durch Kanada, surfen auf Hawaii – so stellt man sich Urlaub vor. Für Slopestyle-Olympiasiegerin Sarah Höfflin (32) ist das viel zu langweilig. Ihre Wunschreise: Die Arktis entdecken – und zwar mit den Ski. Genau diesen Traum hat sich die Spitzen-Freestylerin gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen und Freundinnen Mathilde Gremaud (23) und Giulia Tanno (25) erfüllt. 

In der Sommerpause sind die drei Freeskierinnen mit dem Schiff durch die norwegische Inselgruppe Spitzbergen gesegelt. Ein Sturm auf offener See setzte ihnen schon am ersten Tag ziemlich zu. «Das war ein brutaler Start. Mathilde und Giulia wurden direkt seekrank und ich machte mir Sorgen, ob das Boot diese Wellen aushält», erzählt Höfflin lachend. «Es war natürlich kein Problem. Für die Crew war das wohl nur eine kleine Brise.»

Skitouring am Ende der Welt

Mit an Bord war neben einer Filmcrew auch die Ausrüstung zum Freeriden. «Obwohl wir drei unser Leben praktisch auf Skis verbracht haben, sind wir nie wirklich aus den Freestyle-Parks rausgekommen», erzählt Höfflin. Also liessen sich die Freundinnen fernab jeglicher Zivilisation auf das Abenteuer Arktis ein und entdeckten das Skifahren von einer ganz anderen Seite.

«Wenn wir vom Segelboot aus einen geeigneten Hang entdeckten, steuerten wir darauf zu, schnappten unsere Ausrüstung und folgten unserem Guide den Berg hoch.» Es sei eine surreale Erfahrung gewesen, nur von Ozean, Eis und Schnee umgeben zu sein. 

Profis werden zu Anfängerinnen

So draufgängerisch das auch klingt, brenzlig wurde es nie. «Wir sind zwar Profis im Park und auf den ganz grossen Kickern, aber absolute Anfängerinnen im Skitouring. Wir haben uns voll auf unseren Guide verlassen. In den Bergen ist es extrem wichtig, dass ein Profi vorangeht, der die Situation am Hang kennt», erklärt Höfflin. 

Skitouring hat in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt. Um eine Tour zu machen, braucht es keinen Skilift, sondern Kraft und Ausdauer. Der Berg wird zu Fuss erklommen, was die Abfahrt durch den unberührten Pulverschnee umso lohnenswerter macht. «Es ist im Prinzip die umweltfreundlichste und individuellste Art, Ski zu fahren», erklärt die Genferin. Um die weite Reise in die Arktis zu kompensieren, bezahlten die Athletinnen CO2-Kompensationen.

Während es in der Schweiz mittlerweile etliche Routen gibt, haben die Berge, die Höfflin in Spitzbergen erklommen hat, teilweise nicht mal Namen. Die Region ist bei Touristen höchstens wegen der dort lebenden Eisbären bekannt. Überraschende Aufeinandertreffen mit den weissen Riesen hatten die drei zum Glück keine. 

Offline, aber so richtig

Hätte es doch einen Vorfall gegeben, sei es mit einem Bewohner der Arktis oder auch einem Unfall während der Tour, wäre die Bergung irgendwo im Nirgendwo herausfordernd geworden. «Acht Tage lang waren wir komplett offline und es gab keine Zivilisation in der Nähe», erzählt die Slopestylerin. 

«Anfangs kramten wir alle paar Minuten noch unsere Handys raus und scrollten drauf rum, einfach aus Gewohnheit. Bis wir irgendwann merkten – okay, jetzt sind wir wirklich ab vom Schuss.» Von der abenteuerlichen Erfahrung wird Sarah Höfflin noch lange zehren – auch dank eines Dokumentarfilmes, der im Januar erscheint. 

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