Einen Tag nach Lukas Britschgi gewann im finnischen Espoo auch die erst 16-jährige Kimmy Repond EM-Bronze – dies in ihrer ersten Saison bei den Erwachsenen.
Es ist erst das zweite Mal, dass die Schweiz an einer Europameisterschaft zwei Medaillen holt. 2008 in Zagreb sicherten sich Sarah Meier respektive Stéphane Lambiel jeweils Silber. Nach dem EM-Titel von Meier 2011 gab es eine Baisse.
Zwar fehlte in Finnland mit Russland aus bekannten Gründen die erfolgreichste Eiskunstlauf-Nation. Dennoch hatten solche Schweizer Erfolge nicht erwartet werden können, auch wenn sie nicht völlig aus dem Nichts kamen, waren doch Britschgi und Repond jeweils als Nummer 6 der Meldeliste nach Espoo gereist.
Es ist ein Coup
Das ändert nichts daran, dass der dritte Platz von Repond als Coup zu bezeichnen ist. Die Baslerin bestritt im Oktober in Budapest ihren ersten Wettkampf bei den Erwachsenen (2.). Danach folgte vor der EM noch Graz (3.), zwei internationale Wettbewerbe musste sie wegen Fussproblemen absagen. Nun trat sie in der Kür wie eine Routinierin auf, dies notabene nach dem 3. Platz im Kurzprogramm. Repond zeigte keinerlei Nerven, erhielt einzig für die Kombination Dreifach-Lutz/Dreifach-Toeloop zu Beginn des Programms minime Abzüge. Insgesamt stand sie sieben Dreifache.
Dank des tollen Auftrittes verbesserte Repond ihre Kür-Bestleistung um 7,62 Punkte. Ihr Gesamt-Total steigerte sie um 12,06 auf 192,51 Punkte. Besser war im zweiten Wettkampfteil einzig Anastasia Gubanowa, die Georgien mit insgesamt 199,91 Punkten die erste EM-Goldmedaille überhaupt im Eiskunstlauf bescherte. Zu Silber, welche die belgische Topfavoritin Loena Hendrickx, die WM-Zweite von 2022, gewann, fehlten Repond lediglich 0,97 Punkte.
«Ich fühle mich unglaublich, es kam wirklich unerwartet», sagte Repond. Sie habe sich nicht anders gefühlt, als an anderen Wettkämpfen, sei hierherkommen, um ihr Bestes zu geben. Selbst die gute Ausgangslage beschäftigte sie nicht gross: «Ich konzentrierte mich auf meine Sprünge und meine Choreografie.»
So einfach ist das, wenn man mental stark ist. Diesbezüglich hilft Repond ihre Schwester Sidonie, die seit 2015 selbständig als Mentaltrainerin und Sportpsychologin arbeitet. Auf dem Eis wird sie unter anderen von ihrer ältesten Schwester Jérômie betreut, diese sicherte sich im Dezember 2016 SM-Bronze.
Sie meistert Schule und Sport beeindruckend
Die beiden älteren Schwestern waren auch der Grund, dass Kimmy Repond mit Eiskunstlaufen begann. Ein Ausrufezeichen setzte sie schon an den Junioren-Weltmeisterschaften im vergangenen April in Tallinn, als sie als beste Europäerin Siebente wurde. Beeindruckend ist auch, wie sie Schule und Sport unter einen Hut bringt – ein Training findet jeweils vor der Schule statt, weshalb sie kurz nach 5 Uhr aufsteht. Das achte und neunte sowie das zehnte und elfte Schuljahr absolvierte sie je in einem Jahr.
Deshalb hat Kimmy Repond, die später einmal Medizin studieren möchte, wohl bereits im Mai die Matura im Sack. Sie kann sich also schon bald ganz auf den Sport fokussieren, weshalb die Chancen gut sind, dass sie für weitere Schlagzeilen sorgen wird. Die 18-jährige Livia Kaiser, die Repond an den Schweizer Meisterschaften noch knapp bezwungen hatte, fiel in der Kür vom 9. in den 18. Schlussrang zurück. (SDA/mam)