Auf einen Blick
- Curling-Fairness bedroht: Hightech-Besen beeinflussen den Stein zu stark
- Teams verzichten freiwillig auf umstrittene Besenkopfmodelle bei Turnier
- Weltbeste Teams fordern neue Richtlinien bis 2026 vom Weltverband
Im Curling ist Fairness derart gross geschrieben, dass der Sport mit Ausnahme der grossen Meisterschaften sogar ohne Schiedsrichter auskommt.
Doch jetzt rumort es in der familiären Curling-Welt: Die legendäre Fairness ist bedroht. Zumindest, wenn es nach den weltbesten Frauen- und Männer-Teams geht. Die internationalen Topteams, darunter auch die besten Schweizer Equipen von Silvana Tirinzoni, Xenia Schwaller, Yannick Schwaller und Marco Hösli, unterzeichneten gemeinsam einen «Vorschlag zur Sicherung der Fairness».
Was das Problem ist? Die Besen sind zu gut geworden. Es sind ja längst keine Bürstenköpfe mehr, sondern spezielle Schaumstoff-Fabrikate, mit denen das Eis bearbeitet wird. Jetzt sind die technischen Zusammensetzungen dieser weichen Kunststoffe derart gut geworden, dass die Teams Alarm schlagen.
Die Besenköpfe entsprechen dem Reglement, aber nicht dem Ethos
Die Kritik: Diese Hightech-Besen gefährden die Integrität des Sports – obwohl sie dem Reglement entsprechen. Mit diesen Besen kann die Laufbahn des Steins derart stark beeinflusst werden, dass das Wischen wichtiger zu werden droht als die Steinabgabe.
Nun bedroht die technische Entwicklung eben den traditionellen Grundsatz, dass die Steinabgabe das Kernelement ist. Die Initianten schreiben: «Wir wollen keine technischen Spielereien, die den Sport verzerren.»
Dass die Integrität im Curling aber eben tatsächlich einen besonderen Stellenwert hat, zeigt sich diese Woche in Guelph (Kanada), wo mit den weltbesten Teams ein Turnier der Grand-Slam-Serie ausgetragen wird. Denn die Teilnehmenden haben sich geeinigt, dass sie freiwillig auf die beiden umstrittenen Besenkopfmodelle «BalancePlus RS 2.0 Firm» und «Goldline Pursuer» verzichten, um die Fairness zu bewahren.
Der freiwillige Verzicht ist aber nur eine Sofortmassnahme. Die Teams und auch die betroffenen Besenhersteller fordern Massnahmen vom Weltverband, dass bis 2026 neue Besenrichtlinien erarbeitet werden.