Der Knall-auf-Fall-Rauswurf von Briar Schwaller-Hürlimann (29) aus dem weltmeisterlichen Team um Skip Silvana Tirinzoni (43) schlägt in der familiären Schweizer Curling-Szene hohe Wellen.
Noch an der gewonnenen WM vor sechs Wochen verzichtete das Team sogar – unüblich für ein grosses Turnier – auf eine Ersatzfrau, weil das erst letzten Sommer neu formierte Quartett derart gut harmonieren würde. Doch nun sagte Tirinzoni: «Wir haben festgestellt, dass Briar in vielen Bereichen anders denkt als wir. Das hätte längerfristig mit unserem Ziel Olympia zu einem Problem werden können.»
Doch die grosse Frage bleibt: Was nur hat Tirinzoni, Alina Pätz (33) und Carole Howald (30) wirklich bewogen, sich noch vor Saisonende am Vortag des letzten Saisonturniers von der Teamkollegin zu trennen? Nur langsam kommen nach dem Eklat neue Details ans Licht.
Team trennte sich im Januar vom Mentalcoach
Das Team hat offenbar die letzten Monate ohne Mentalcoach verbracht. Eher unüblich im Curling, wo bereits viele Junioren-Teams allfällige Probleme untereinander in Sitzungen analysieren und klären.
Die Zusammenarbeit der Serien-Weltmeisterinnen mit dem renommierten Berner Sportpsychologen Jörg Wetzel endete im Januar, wie Tirinzoni gegenüber Blick bestätigt: «Wir hatten jahrelang zusammengearbeitet und haben uns im Guten getrennt. Es geht auch um neue Impulse, wir suchen nun im Sommer eine neue Lösung.» Die Monate ohne Wetzel – in denen der WM-Triumph liegt – seien für das Teamgefüge kein Problem gewesen, sagt die Zürcherin.
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Fakt ist aber: In der Zeit ohne Mentalcoach wurde in Windeseile aus dem Vierer-Team eine Drei-gegen-Eine-Situation. Und es scheint so, dass noch bevor Schwaller-Hürlimann von ihrem Rauswurf wusste, im verbleibenden Trio bereits aktiv die Nachfolgerin gesucht wurde.
Nach Blick-Informationen wird die Luzernerin Selina Witschonke (24) ihr St. Moritzer Team verlassen und sich Tirinzonis CC Aarau anschliessen. Zur Besetzung der verwaisten Position sagt Tirinzoni nur: «Es laufen Gespräche, offiziell ist aber noch nichts.»
Schwaller-Hürlimann steht sportlich vor dem Nichts
Fakt ist auch: Für Schwaller-Hürlimanns Karriere sind die Folgen enorm happig. Ihre Laufbahn im Vierer-Curling ist im Prinzip vorbei. Nur sechs Wochen nach dem WM-Triumph fliegt sie aus dem Team, das vom Curling-Verband prioritär behandelt wird und aller Voraussicht nach die Schweiz an den Olympischen Spielen 2026 vertreten wird.
Wie ihr Vater Patrick Hürlimann (59) an Olympia teilzunehmen oder gar wie er 1998 in Nagano Gold zu holen: Dieser Traum ist für Schwaller-Hürlimann völlig unverhofft geplatzt. Mit einem anderen Team sich vielleicht ganz neu aufzustellen und auf Olympia 2030 zu spekulieren? Unwahrscheinlich, dass sie mit ihrem 70-Prozent-Pensum als Lehrerin die Doppelbelastung nochmals derart langfristig auf sich nimmt.
Mit Ehemann Yannick Schwaller ist im Mixed-Double zwar auch Olympia denkbar. Aber der Solothurner wiederum hat mit seinem eigenen Team im Vierer-Curling bereits selber hohe Ziele für Mailand-Cortina.