Er gab dem Krieg in der Ukraine auch über den Biathlon-Sport hinaus ein Gesicht. Der ukrainische Biathlet Dmytro Pidrutschnyi, der Verfolgungsweltmeister von 2019, liess im März 2022 aufhorchen, als er ein Foto von sich in Kriegsmontur auf Instagram teilte. Wenige Tage zuvor hatte er seine Landesfarben noch an den Olympischen Spielen vertreten. Danach musste er den Biathlon- mit dem Kampfanzug tauschen.
Olympia-Heimreise, Kriegseinberufung, Knieverletzung und Comeback
Einen Tag nach der Rückkehr aus Peking waren ukrainische Biathleten von der Nationalgarde einberufen worden. Pidrutschnyi patrouillierte in der Stadt Ternopil. Aus jener Zeit stammte das Foto von ihm in Soldatenmontur. Im Sommer 2022 wurde er von der Regierung aus dem Militärdienst entlassen. In den Biathlon-Sport konnte er, weil ihm eine Knieverletzung zu schaffen machte, bis zu dieser Woche aber nicht zurückkehren.
Bei einem Rennen des IBU-Cups (eine Stufe unter dem Weltcup anzusiedeln) gab er sein emotionales Comeback und lief dabei sogleich auf Rang drei. Im Anschluss gewährte er in einem herzergreifenden Instagram-Post Einblicke in seine Gefühlswelt. Er bedankte sich bei seinen Konkurrenten, die mit ihm gemeinsam auf dem Podest «Glory to Ukraine» (dt. Ruhm und Ehre der Ukraine) skandierten. «Es ist schön, Unterstützung von Konkurrenten zu hören, die sich bewusst sind, was in der Ukraine geschieht und dass der Krieg noch nicht vorbei ist.»
«Ich möchte diesen Podestplatz meinem Freund Eduard widmen»
Pidrutschnyi ging weiter darauf ein, wie schwer die letzten Wochen für ihn gewesen waren. «Nicht nur, weil ich für mein Comeback hart arbeiten musste, sondern auch, weil ich einen Freund im Krieg verloren habe. Ich habe in letzter Zeit viel mit ihm gesprochen, wir haben uns gegenseitig unterstützt, aber leider habe ich heute keine Nachricht von ihm erhalten.»
Pidrutschnyi widmete seinen Podestplatz seinem Freund Eduard, der vor ein paar Wochen ein Opfer des Krieges geworden war. «Gäbe es nicht Leute wie ihn, würden wir die Ukraine heute nicht in den internationalen Sportarenen repräsentieren können. Wir tun unser Bestes, damit unser Land gehört und nicht vergessen wird.»