Amy Baserga schlägt die Hände vors Gesicht, kann ihr Glück kaum fassen. Dann fällt sie Teamkollege Niklas Hartweg um den Hals. Das Duo hat sich soeben in der Single-Mixed-Staffel den zweiten Platz gesichert. Es ist ein weiterer Schweizer Biathlon-Exploit in diesem Winter – und das bislang beste Karriereergebnis für die 22-jährige Schwyzerin. Das erste Podest. Eingefahren am vergangenen 8. Januar auf der Pokljuka in Slowenien. Hinterher gibt sie lachend zu, sie sei vor dem Start aufgrund ihrer Nervosität «etwas neben den Schuhen gestanden». So richtig realisieren würde sie diesen Erfolg wohl erst später einmal. Vielleicht auch erst nach dieser Saison.
Denn Baserga gibt zu verstehen: Der Fokus liegt nun klar auf der WM in Oberhof (ab 6. Februar) und ihrer weiteren Entwicklung. Der Podestplatz und die weiteren guten Top-15-Resultate würden sie «sehr freuen», seien aber auch da, um gleich wieder bestätigt zu werden. Die doppelte Junioren-Weltmeisterin von 2021 sagt: «Ich war schon immer eine ehrgeizige Athletin. Von klein auf wusste ich, dass ich irgendwann zur Weltspitze gehören möchte.»
Positive Lebenseinstellung mitgenommen
Dass sie nun auf bestem Weg dazu ist, ist nicht selbstverständlich. Baserga hat dunkle Zeiten hinter sich. Im August 2020 bekommt sie die tragische Nachricht, dass ihr langjähriger Freund Lucas bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen ist. Ein riesiger Schock, den sie und ihre Familie in tiefe Trauer stürzt. Es ist Lucas’ positive Lebenseinstellung, die ihr den Mut gibt, immer weiterzumachen.
Baserga kämpft sich eindrücklich ins Leben zurück. Sie nimmt sich vor, es bewusst zu geniessen. Das zeigt sich nun an ihren Resultaten. Das frühere Top-Nachwuchstalent ist mit Blick auf die Heim-WM 2025 zu einer der grössten Schweizer Hoffnungen geworden. Im internationalen Vergleich gehört sie zu den besten drei Schützinnen im Weltcup. Sie gibt zu: «Nachdem, was ich durchgemacht habe, ist es schön, zu sehen, was ich bereits erreichen konnte.»
Auf die Frage, ob sie stolz auf ihre bemerkenswerte Entwicklung nach dem harten Schicksalsschlag und verschiedenen verletzungsbedingten Dämpfern sei, meint sie: «Mein Umfeld sieht das eher so. Ich selbst sage immer: Ich muss noch mehr machen, bis ich das erreiche, was ich möchte.»
Neue Liebe
Was sie antreibt, sind WM- und Olympiamedaillen, die Erkenntnis, stets positiv durchs Leben zu gehen – und eine neue Beziehung. Mit Robin Janser ist ein Mountainbiker an ihrer Seite, der zuvor wenig mit Wintersport am Hut hatte, nun aber in die Biathlon-Szene hineinschnuppert: «Robin gibt mir den nötigen Ausgleich und eine gewisse Lockerheit», erzählt Baserga, die zuletzt beim Weltcup in Ruhpolding auf Live-Unterstützung ihres Freundes zählen konnte.
Nun wartet direkt nach der EM auf der Lenzerheide die WM im deutschen Oberhof. Jene Bühne also, auf der Baserga dereinst brillieren möchte. Schon in diesem Jahr? Form und Einstellung machen jedenfalls Hoffnung.