Doppelte Schweizer Biathlon-Erlösung in Antholz (It)! Lena Häcki-Gross (28) erfüllt sich im Einzelrennen über 12,5 km endlich den Traum eines Weltcupsieges. Und dann beendet sie damit auch noch eine über zehnjährige Schweizer Durststrecke. Seit dem 14. Dezember 2013 und Selina Gasparins (39) zweitem und letztem Einzelsieg musste Swiss-Ski auf ein derartiges Erfolgserlebnis warten.
Häcki-Gross sagt, in der Schlussrunde von Antholz sei vor ihren Augen «alles nur noch verschwommen gewesen, weil ich derart ans Limit gegangen bin». Sie sei überglücklich, dass sich der grosse Effort gelohnt habe: «Ich bin unglaublich stolz auf diesen Sieg.»
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Der sensationelle Auftritt von Häcki-Gross mit 20 Treffern bei 20 Schüssen ist einer mit Ansage. Schon im Dezember hatte sie mit Verfolgungs-Rang zwei in Hochfilzen (Ö) angedeutet, dass sie im vergangenen Sommer einen grossen Schritt vorwärtsgemacht hat. Nun setzt sie in Antholz nochmals einen drauf. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer bewegenden Karrieregeschichte.
Essstörung machte ihr zu schaffen
Vor zwei Jahren machte Häcki-Gross publik, dass sie mit einer Essstörung zu kämpfen hatte. Sie litt unter dem sogenannten Binge-Eating, bei dem es zu unkontrollierten Heisshungerattacken kommt. Doch mit psychologischer Hilfe bekam die Engelbergerin die Störung wieder in den Griff, wie sie damals in der Luzerner Zeitung erklärte: «Die Essstörung war für mich lange der schlechte Teil an mir. Deshalb redete ich mir ein, es gar nicht verdient zu haben, Hilfe zu erhalten. Aber nicht ich bin das Problem. Ich habe nur ein Problem, das auf eine Lösung wartet.»
Seither hat die mit dem ehemaligen deutschen Biathleten Marco Gross (28) verheiratete Innerschweizerin auch in der Loipe hart an sich gearbeitet. Früher erbrachte sie zwar läuferische Topleistungen, wurde dann aber von ihrer Schiess-Performance ausgebremst. Nun hat sie auch in dieser Hinsicht wichtige Änderungen vorgenommen.
Zu ihrer akribischen Saisonvorbereitung sagt sie: «Einerseits hilft mir meine Erfahrung. Andererseits verfüge ich nun über eine gewisse Ruhe am Schiessstand. Wir haben mental viel daran gearbeitet.»
Hält sie die Form bis zur WM?
War sie früher eine «Harakiri-Schützin», die sich oftmals verhaspelte, kann sie nun besser mit dem Druck umgehen: «Ich lege den Fokus jetzt mehr darauf, was im Moment gerade wichtig ist. Ich bin mehr bei mir selbst.»
Dies soll ihr nun auch an der WM in Nove Mesto (Tsch, 7. bis 18. Februar) helfen. Dort geht sie dank ihres Steigerungslaufes plötzlich als Geheimfavoritin an den Start.