Anschlag, Blaulaufen, Crossfire
Mit diesem Biathlon-ABC bist du für die WM gerüstet

Wann es eine Runde Kaffee für die Trainer gibt, wer sein Gewehr Stella getauft hat – und überhaupt, was es mit dem Luftanhalten, dem Kreuzfeuer und den Nullern auf sich hat: Ex-Biathletin Ladina Meier-Ruge macht dich fit für die erste Biathlon-WM in der Schweiz.
Publiziert: 12.02.2025 um 10:36 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2025 um 11:08 Uhr
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Ihre grosse Leidenschaft: Ladina Meier-Ruge stellt vor der WM den Biathlonsport vor.
Foto: STEFAN BOHRER
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Marco PescioReporter Sport

Wenn am Mittwoch der Startschuss zur Biathlon-WM in Lenzerheide fällt, wird im Stadion ihre Stimme zu hören sein: Ladina Meier-Ruge (32) arbeitet als Speakerin und Rennkommentatorin – und soll so den Zuschauerinnen und Zuschauern das Spektakel auf der Loipe und im Schiessstand näherbringen. Die Walliserin ist Ex-Biathletin, Verbandsärztin bei Swiss-Ski und die Freundin von Joscha Burkhalter (28), der als einer der Schweizer Hoffnungsträger an der Heim-Weltmeisterschaft startet. Für Blick erklärt Meier-Ruge mithilfe des Schweizer Biathlonhandbuchs, worauf in den nächsten beiden Wochen besonders geachtet werden muss. Hier kommt das grosse ABC.

A wie Anschlag

Beim Biathlon gibt es zwei Anschläge, in denen man schiesst: liegend und stehend. Dabei ist beim Stehendanschlag der Scheibendurchmesser grösser, weil der Anschlag etwas instabiler ist, da man sich auf der Hüfte abstützt und nicht wie beim Liegendschiessen auf der Schiessmatte. 

B wie Blaulaufen

Wenn man im Biathlon «blau läuft» hat das nichts mit Alkohol zu tun, sondern ist umgangssprachlich ausgedrückt, wenn sich der Körper bei sehr hoher Belastung vor lauter Laktatansammlung kaum mehr bewegen lässt. Und B steht für mich auch für Burkhalter. Wenn mein Freund Joscha schiesst, bin ich selbst sehr angespannt und schaue mir währenddessen das Wetter, die Vögel oder die Zuschauer an. Ich bin froh, ist er ein guter Schütze.

C wie Crossfire

Das Kreuzfeuer. Schiesst man aus Versehen auf die falsche Scheibe, heisst das im Biathlon-Jargon Crossfire. Dies wird mit einer Zeitstrafe geahndet und einer Runde Kaffee für die Trainer. 

D wie Distanzen

Im Biathlon läuft man verschiedene Disziplinen mit unterschiedlichen Distanzen von 7,5 km beim Sprint der Frauen bis zu 20 km beim Einzel der Herren. 

E wie Einschiessen

Jeweils eine Stunde vor dem Start schiesst man sein Gewehr auf eine Papierscheibe ein. Das bedeutet, dass man sich auf die aktuellen Wetterverhältnisse am Schiessstand (Wind, Sonne) einstellt, damit die Schüsse im Zentrum sind. Die Windverhältnisse müssen während des Wettkampfs selbständig neu beurteilt werden (mittels Windfähnchen auf der Schiessbahn) – und darauf muss, je nach Einschiessen, wieder neu reagiert werden. Man kann das Trefferbild während des Wettkampfs nicht sehen, das können nur die Coaches mit dem Fernglas.

F wie Fehlschuss

Die Scheiben haben im Liegendschiessen einen Durchmesser von 4,5 cm und beim Stehendschiessen von 11,5 cm (Grösse einer WC-Rolle). Trifft man nicht, so ist dies ein Fehlschuss, der je nach Disziplin mit einer Strafrunde (150 Extrameter) oder einem Zeitzuschlag (1 Minute) behaftet wird. 

G wie Gewehr

Jede Biathletin, jeder Biathlet hat ein eigenes Gewehr, das mindestens 3,5 kg wiegen muss und man während des gesamten Wettkampfs auf den Schultern trägt. Es ist ein Kleinkalibergewehr (Kaliber .22) – und das Abzugsgewicht beträgt 500 g. Manche geben ihrem Sportgerät einen Namen, so heisst beispielsweise Aita Gasparins Gewehr Stella.

H wie Hartweg

Niklas Hartweg ist momentan der beste Schweizer Biathlet und die Medaillenhoffnung für die Heim-WM. Er ist auch Rapper, eine Kostprobe seiner Musik unter dem Künstlernamen Nik Perry lohnt sich. 

I wie Irisblende

Man kann viele kleine technische Details am Gewehr verändern, um die optimale persönliche Einstellung vor einem Training oder Wettkampf zu haben. Beispielsweise kann mit der Irisblende die Helligkeit beim Zielen eingestellt werden. 

J wie Jerry of the day

Der Name des schlechtesten Schützen des Tages im Trainingslager. 

K wie Kohlenhydrate

Biathlon ist eine stark energieverbrauchende Sportart. Darum ist es wichtig, auf den Brennstoff Nummer 1 zu setzen: Kohlenhydrate. Ein Biathlet isst in intensiven Zeiten fünfmal täglich, und auch die Getränke enthalten stets Kohlenhydratzusätze. 

L wie Luftanhalten

Bei der Schiesseinlage wird 80 Prozent der Atemluft ausgeatmet, dann muss das Zielbild für einen kurzen Moment ganz stillstehen – und hier muss der Schuss brechen. Anschliessend werden die weiteren 20 Prozent ausgeatmet, und man holt wiederum Luft für den nächsten Schuss. Normalerweise wird einmal geatmet zwischen den einzelnen Schüssen. Es gibt wenige Athleten, die auch zweimal atmen. 

M wie Mentaltrainer

Weil Biathlon eine Sportart ist, die beim Schiessen viel mentale Stärke verlangt, hilft hier das Training mit einem Mentaltrainer. 

N wie Null

Das Lieblingswort der meisten Biathleten. Null bedeutet, alle fünf Scheiben abgeräumt zu haben. Das Resultat 0-0-1-0 heisst, dreimal fehlerfrei und einen Fehler beim dritten Schiessen gemacht zu haben. N könnte auch für Nachlader stehen. In den Staffeln kann man pro Schiessen dreimal nachladen. Sind dann immer noch Scheiben offen, geht es auf die Strafrunde. Nachladen muss man so schnell wie möglich, weil die Zeit während des Schiessens weiterläuft. Ein Nachlader kostet zwischen acht bis zehn Sekunden Zeit, die man verliert.

O wie Olympia

Biathlon ist seit 1960 eine olympische Sportart und erfreut sich jeweils grosser Beliebtheit. 

P wie Puls

Die grösste Irrmeinung im Biathlon ist, dass vor dem Schiessen der Puls gesenkt werden muss. Es ist schon wichtig, nicht «all out» am Schiessstand anzukommen. Aber jeder Athlet hat seine individuelle Puls-Range, in der man schiessen kann. Meistens ist das um die 165 bis 180 Pulsschläge pro Minute. Fällt der Puls zu stark ab, wird die Übertragung des Pulsschlags auf das Gewehr zu stark, und die Ausschläge werden grösser und damit das Zielen schwieriger.

Q wie Qualifikation

Für den Verfolgungswettkampf qualifizieren sich nur die besten 60 des Sprints. Für den Massenstart der besten 30 ist die Qualifikation komplexer. Dieser setzt sich an der WM aus den besten 15 der aktuellen Weltrangliste zusammen sowie zusätzlich den besten 15 der vorherigen Wettkämpfe der WM. 

R wie Rasten

Um genau auf den Wind reagieren zu können, kann man den Diopter, der die Schusslinie bestimmt, verstellen. Somit kann man das Schussbild bei Hoch/Tief und Rechts/Links rasten. Ein gedrehter Raster ist 1 mm. Vor dem Schiessen beurteilt man dann mittels der roten Fähnchen den Wind erneut – und muss, wenn nötig, anschliessend darauf reagieren. 

S wie Schussbild

Dieses setzt sich zusammen aus den fünf Schüssen pro Schiesseinheit. Daraus lässt sich das Rasten ableiten. Weil es von blossem Auge nicht erkennbar ist, wo die Schüsse genau sind, haben die Trainer jeweils ein Fernrohr am Schiessstand. 

T wie Trockentraining

Die Biathleten verbringen Stunden damit, das Gewehr einfach nur gegen eine Wand zu richten, um die Stabilität zu stärken, oder Trockenübungen durchzuführen, um die Abläufe zu optimieren. Dabei wird nicht scharf geschossen. Ganz selten gab es schon gefährliche Situationen, wo im Trockentraining dann doch ein Schuss gefallen ist. Im Dezember 2023 schoss der Norweger Sturla Holm Laegreid beim Weltcup in Lenzerheide in einen Hotel-Hocker. Dies darf unter keinen Umständen passieren, und die Sicherheitsbestimmungen müssen stets hochgehalten werden. 

U wie Unterstützungsriemen

Dieser befindet sich am Gewehr und wird beim Liegendschiessen am Armriemen eingehängt und sorgt für die Stabilisierung. Der Armriemen wird am Oberarm getragen. 

V wie Verfolgung

Bei dieser Wettkampfform wird mit dem Rückstand des Sprintwettkampfs gestartet, der Erste im Ziel ist der Sieger. 

W wie Wachs

Seit dem Winter 2023/24 darf kein Skiwachs mit Fluor mehr eingesetzt werden. Dies hat die Wachsbranche und den Wettbewerb vor neue Herausforderungen gestellt. Darum sind gute Wachsteams nochmals wichtiger geworden. 

X wie x-fache Wiederholungen

Biathlon ist eine sehr trainingsintensive Sportart, weil sie zwei Sportarten (Schiessen und Langlauf) kombiniert. Somit kommen bei den Profis über 1000 reine Trainingsstunden pro Jahr zusammen. 

Y wie Yellow Bib

Die gelbe Startnummer gehört der oder dem momentan Führenden im Gesamtweltcup. Die rote Startnummer steht für den Leader der jeweiligen Disziplin.

Z wie «z'erscht mal i dä Schwiiz!»

Die Biathlon-WM findet vom 12. bis 23. Februar das allererste Mal in der Schweiz statt. In Lenzerheide wartet ein historisches Spektakel auf uns!

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