Selina Gasparins Gastkommentar zur Biathlon-WM
Wenn ich mich im Stadion umsehe, werde ich unglaublich emotional

Sie ist die Einzige, die je an einem Biathlon-Grossanlass Edelmetall für die Schweiz holte: Selina Gasparin (40) schaut für Blick auf die Entwicklung ihres Sports zurück – und sagt, was sie für die heute beginnende WM optimistisch stimmt. Ein Gastkommentar.
Publiziert: 07:41 Uhr
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Aktualisiert: vor 33 Minuten
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Höhepunkt ihrer Karriere und des Schweizer Biathlons bislang: Selina Gasparin holt 2014 in Sotschi Olympia-Silber.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Biathlon-Weltmeisterschaft in Lenzerheide: Schweizer Team mit perfekter Ausgangslage
  • Selina Gasparin reflektiert über ihre Karriere als Biathlon-Pionierin
  • Erste Schweizer Staffeln mit drei Gasparin-Schwestern gebildet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Selina Gasparin

Wow, die ganze Biathlon-Welt schaut dieser Tage nach Lenzerheide GR! Wer hätte das gedacht? Als ich mit der Sportart begann, konnte ich mir das noch gar nicht vorstellen. Als Teenager und Vorläuferin an der Langlauf-Junioren-WM in Pontresina GR packte mich das Wintersport-Fieber. Es entstand der sehnliche Wunsch, herauszufinden, wie weit ich es international schaffen könnte.

Viele andere Nationen waren grösser und besser. Doch mich trieb der Ehrgeiz an, diese Lücke zur Konkurrenz zu schliessen. Das war das Motto meiner ganzen Karriere. Der Übertritt vom Langlauf zum Biathlon geschah zufällig, war aber auch dem Ausschluss aus dem Langlauf-Juniorenkader geschuldet. Mich hat die Kombination von Laufen und Schiessen von Anfang an fasziniert.

Meine Stärke war und blieb das Laufen, doch der Wechsel mit bereits 20 Jahren war eher harzig. Ich wusste aber: Wenn ich mal alles treffe, bin ich ganz vorne dabei. Dies gelang mir erst zehn Jahre später, dafür ausgerechnet an den Olympischen Spielen in Sotschi 2014, auf die ich mich akribisch vorbereitet hatte und an denen ich letztlich mit Silber belohnt wurde.

Mittlerweile waren auch meine jüngeren Schwestern Elisa (33) und Aita (31) zum Team dazugestossen und wir konnten die ersten Schweizer Staffeln stellen. Es gab eine Premiere nach der anderen, deshalb werde ich oft als Pionierin des Schweizer Frauen-Biathlons bezeichnet.

«Der Weg war steinig und lang»

Wenn ich jetzt zurückblicke, realisiere ich erst, wie gut und verrückt es war. Die Voraussetzungen waren im Vergleich zu heute sehr bescheiden, aber ich versuchte stets, das Beste aus der Situation zu machen und gab den Glauben nie auf.

Wenn ich heute im Stadion der Heim-WM bin und mich umsehe, werde ich unglaublich emotional, ich bin stolz und dankbar. Der Weg dahin war wohl steinig und lang, aber umso lehrreicher. Ich bin so dankbar, ein Teil davon gewesen zu sein und dazu beigetragen zu haben. Selbst jetzt in meiner neuen Funktion als Nachwuchsverantwortliche geht es stets darum, die Lücke zu den Weltbesten zu schliessen und den Biathlon-Sport weiterzuentwickeln und voranzutreiben. Nur halt in einer anderen, gemütlicheren Rolle – zumindest sicher am Renntag, wenn sich die Athleten die Skier anschnallen.

Es ist schön, dass wir so ein schlagkräftiges, junges Team haben, das sich gemeinsam den Herausforderungen stellt und der Erfolgsdruck auf mehrere Schultern verteilt ist. Wir haben eine tolle Ausgangslage für diese Weltmeisterschaft. Bis dato haben wir keine einzige WM-Medaille gewonnen. Bleibt das so, wird niemandem der Kopf abgerissen, denn wir stehen noch immer mitten im Entwicklungsprozess. Aber sollten wir Edelmetall holen, wäre dies das perfekte i-Tüpfelchen auf unser WM-Märchen. Zu schön, um nicht wahr zu werden, oder?

Die Ausgangslage ist perfekt, um es in Lenzerheide in vollen Zügen zu geniessen. Und hoffentlich auch zu brillieren.

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