Anfang am Ende
Werder-Trainer soll Impfpass gefälscht haben

Markus Anfang tritt zehn Stunden vorm Spiel gegen Schalke als Bremen-Trainer zurück. Die Anzeichen verdichten sich, dass er seinen Impfpass gefälscht hat. Es wäre ein unverzeihlicher Fehler.
Publiziert: 20.11.2021 um 22:00 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2021 um 22:54 Uhr
Bremen-Trainer Markus Anfang tritt nach einem Vorwurf wegen Zertifikatsfälschung zurück.
Foto: imago images/Comsport
Michael Schifferle

Im Weser-Stadion weht an diesem Samstagabend mal wieder Erstliga-Luft: Bremen spielt gegen Schalke. Die beiden einstigen Schwergewichte des deutschen Fussballs mühen sich in der Zweiten Liga, die Schmach ihres Abstiegs in diesem Sommer zu tilgen.

Das Spiel aber ist Randnotiz, zumindest für die Bremer. Ein Vorfall erschüttert die Werder-Welt: Trainer Markus Anfang tritt zehn Stunden vor Anpfiff zurück. Das Bremer Gesundheitsamt hat Strafanzeige gegen ihn erstattet. Er wird verdächtigt, seinen Impfpass gefälscht zu haben. Das Dokument wurde bereits beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Am Freitagabend lag laut dem Portal «Deichstube» ein Durchsuchungsbefehl für Anfangs Privatwohnung vor. Weil der Trainer aber kooperierte, machte die Polizei keinen Gebrauch davon. Staatsanwalt Frank Passade sagt zu «Bild»: «Inwieweit der Impfausweis tatsächlich falsch ist, das werden wir im Laufe der Woche klären können.»

In der Länderspielpause brach das Unheil über Werder herein. Weil bei Spieler Marco Friedl Corona nach-gewiesen wurde, überprüfte das Gesundheitsamt dessen Kontaktpersonen. Auch Trainer Anfang. Dabei wurden Unstimmigkeiten in dessen Impfpass entdeckt. Unter anderem soll sich laut «Deichstube» ein angeblicher Impftermin mit einem Einsatz als Werder-Trainer überschneiden.

Werder-Chef: «Klare Indizienlage»

Anfang beteuerte bis zuletzt seine Unschuld. Sagte, dass er doppelt geimpft sei und nichts Unrechtes getan habe. Und Werder-Sportchef Frank Baumann stützte ihn: Es gebe keinen Grund, an Anfangs Darstellung zu zweifeln.

Tags darauf hat der Wind gedreht. Da spricht Werder-CEO Klaus Filbry von einer «sehr klaren Indizienlage», die die Polizei dem Klub dargestellt habe und die ihn dazu bewogen habe, über «arbeitsrechtliche Schritte» gegen Anfang nachzudenken. Der Klub verzichtet zwar auf sie. Und doch schwächen Filbrys Worte den Glauben an Anfangs Unschuld.

Seinen Rücktritt deuten ohnehin viele als Schuldeingeständnis. Dieser Gedanke mag scheinbar voreilig gefasst und juristisch falsch sein – naheliegend ist er gleichwohl.

Es wär ein Imageschaden zur Unzeit

Die Unschuldsvermutung gilt. Bewahrheiten sich die Vorwürfe jedoch, wäre das nicht bloss für Anfang und Werder verhängnisvoll, sondern für den gesamten deutschen Profifussball. Er wurde privilegiert behandelt, durfte im Sommer 2020 nach dem ersten Lockdown den Betrieb vor vielen anderen Branchen wiederaufnehmen und damit das wirtschaftliche Überleben seiner Klubs sichern – auch dank einem klugen Hygienekonzept.

Hätte Anfang nun ebendas hintergangen und alle um sich herum genarrt, erlitte der ganze deutsche Profifussball einen Imageschaden zur Unzeit. Denn der wirbt nach dem Fall Kimmich um Goodwill und trotz Corona für volle Stadien. Anfang hätte die Anstrengungen sabotiert – und sich als Trainer wohl für immer diskreditiert.

Die DFL schreibt von einem «nicht hinnehmbaren Affront» von Anfang, sollte er trotz gegenteiliger Beteuerungen nicht geimpft sein.

Ohne den Trainer spielt Werder gegen Schalke übrigens nach Toren von Simon Terodde und Niclas Füllkrug 1:1.

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