Ich habe von der Sportstadt Basel geträumt. Und sitze in Gedanken auf der Tribüne bei den Swiss Indoors. Unten auf dem Platz ist soeben das Finalspiel beendet. Rafael Nadal bezwingt Novak Djokovic in einer mitreissenden Partie. Die Halle tobt, in der VIP-Lounge hüpfen Roger Brennwald, der Ehrenpräsident auf Lebzeiten, und Turnierboss Roger Federer um die Wette.
Roger und Roger, zwei wie Pech und Schwefel! Als Nadal noch seinen Rücktritt verkündet, setzt sich Federer zum heulenden Spanier und hält ihm schluchzend die Hand. Die Swiss Indoors sind zum mit Abstand bestbesetzten Hallenturnier der Welt geworden. Sponsoren und Topspieler: Dank den Beziehungen von Federer wollen alle bei diesem Turnier dabei sein. Jeden Tag ist die Halle proppenvoll.
Wer telefonisch ein Ticket bestellt, hat Lynette Federer am Apparat. Sie hilft, wie früher, im Turnierbüro. Rod Laver hat in den Wochen vor dem Turnier sämtliche Altersheime der Region abgeklappert und Bingo-Nachmittage organisiert. Die Gewinner lädt er an die Swiss Indoors zu sich in die mit Plüschsesseln bestückte Senior-Box ein.
Im VIP-Bereich nebenan sitzen die Spieler des FC Basel. Dank einem Hattrick des Baslers Cedric Itten hat die Mannschaft nach einem 3:0-Sieg gegen Newcastle die Achtelfinals der Champions League erreicht. Sieben Basler Eigengewächse stehen in der Startaufstellung. Präsident David Degen erhebt sich in der St. Jakobshalle und geniesst die stehenden Ovationen. Die Novartis hat, angesichts der tollen Nachwuchsarbeit, den Vertrag als Hauptsponsor bis 2050 verlängert.
Ovationen erhält auch der anwesende Basler Naticoach Murat Yakin. Mittlerweile sind die Teilnehmerfelder bei EM- und WM-Endrunden derart aufgebläht, dass die Qualifikation für jede halbwegs ernst zu nehmende Fussballnation eine Formsache ist. Mit 24 EM- und bald 48 WM-Teilnehmern hätte sich die Schweiz in den letzten hundert Jahren praktisch immer qualifiziert.
Yakin und Xhaka halten Händchen
Aber mit zehn Siegen in den zehn Qualifikationsspielen und einem mitreissenden Tempofussball ist Yakins Team geradezu an die EM gestürmt. Und hat die Hoffnung geweckt, dass es in Deutschland zum grossen Sommermärchen kommt. Yakin sitzt neben seinem Basler Captain Granit Xhaka auf der Tribüne. Auch sie halten sich zwischendurch die Hand.
Die ganze Turnierwoche ist ein einziges Schaulaufen. In jeder Mittagspause haben Federer und Patty Schnyder gegen Stan Wawrinka und Martina Hingis eine Exhibition gespielt. Als Schnyder einen Doppelfehler macht, sagt Wawrinka lächelnd: «Cry, baby, cry.» Alle lachen. Die Federer-Zwillinge sind als Ballkinder im Einsatz und bekommen jeden Abend, wie alle anderen auch, vom Papa Pizza serviert.
Der Wecker klingelt. Aus der Traum. Zurück in der Realität wird einem bewusst, dass die Basler Männer derzeit hilf- und orientierungslos durch die Gegend stolpern. Und man denkt sich: Es ist kein Wunder, dass der Kanton Basel-Stadt als erster und einziger Kanton fünf Frauen und keinen Mann ins Parlament gewählt hat.
Die Ehre der Basler Männer kann nur noch einer retten: Beat Jans. Wenn er in einigen Tagen zum Bundesrat gewählt wird.