Jetzt lässt das Parlament die Muskeln spielen: Die Spitzen des Turnverbands (STV), von Swiss Olympic und des Sportdepartements (VBS) müssen am Montag in der Sportkommission (WBK) des Ständerats antraben und zu den schweren Missbrauchsvorwürfen Stellung nehmen, die Gymnastinnen und Turnerinnen im BLICK, in der «NZZ» und im Tamedia-«Magazin» erhoben haben.
Auch Bundesrätin Viola Amherd (58) gerät unter Druck. «Es wäre wünschenswert, wenn Frau Amherd am Montag anwesend wäre», sagt Kommissionspräsident Hannes Germann (64, SVP). Als Sportministerin trage sie schliesslich die oberste Verantwortung.
Auch die Geschäftsprüfungskommission (GPK) will sich die Walliserin vorknöpfen. «Ich bin der Meinung, dass sich Viola Amherd nun erklären muss», sagt SP-Nationalrat Fabian Molina (30). Seine Kommission solle prüfen, ob das Sportdepartement seine Aufsichtsfunktion wahrgenommen hat.
Depressionen und Suizidgedanken
Sowohl in der Rhythmischen Gymnastik als auch im Kunstturnen sollen Nationaltrainer ihre Athletinnen systematisch terrorisiert haben. Sportlerinnen wurden depressiv und verletzten sich – mindestens eine dachte gar an Suizid. Der Turnverband soll zu spät reagiert haben. Kritiker behaupten, der STV habe im Leistungszentrum Magglingen bewusst weggesehen.
«Wir wollen wissen, warum sich im Turnverband in den letzten zehn Jahren nichts verändert hat», sagt SP-Nationalrat Matthias Aebischer (53). Man diskutiere seit zehn Jahren über eine unabhängige Meldestelle im Schweizer Sport. «Dass man das bis heute nicht hinbekommen hat, ist ein grosses Ärgernis.»
Trede will Geldfluss stoppen
Seine grüne Nationalratskollegin Aline Trede (37) fordert eine Sport-Ethik-Stelle, die sich Fällen wie beim STV und dem Kampf gegen Doping, Korruption und sexuelle Gewalt annimmt. «Es braucht eine Behörde, die völlig unabhängig ist und die investigativ tätig sein kann», sagt sie.
Trede will den Turnverband beim Geld packen. «1,7 Millionen Franken fliessen jährlich von Swiss Olympic an den STV», sagt sie. «An einen Verband, der jegliche ethischen Richtlinien ignoriert. Obwohl diese in den Leistungsverträgen ganz klar festgehalten sind.»