US-Turnerinnen um Biles klagen gegen das FBI
«Sie liessen einen Kinderschänder mehr als ein Jahr lang frei herumlaufen»

Anfang 2018 wurde der ehemalige Teamarzt der US-Turnerinnen Larry Nassar (58) wegen sexuellen Missbrauchs zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Nun klagen vier Turnerinnen, darunter Superstar Simone Biles (24), gegen das FBI, welches ihre Hilferufe ignorierte.
Publiziert: 16.09.2021 um 11:51 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2021 um 11:54 Uhr
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Von Links nach Rechts: Simone Biles, McKayla Maroney, Aly Raisman und Maggie Nichols klagen das FBI an.
Foto: keystone-sda.ch

Larry Nassar (58) verbüsst derzeit eine lebenslange Haftstrafe, nachdem er sich Ende 2017 und Anfang 2018 schuldig bekannt hatte, Frauen und Mädchen sexuell missbraucht zu haben, während er als Sportmediziner bei USA Gymnastics gearbeitet hatte. Vier US-Turnerinnen finden aber, dass es viel zu spät zur Verurteilung kam.

Simone Biles (24), McKayla Maroney (25), Aly Raisman (27) und Maggie Nichols (24) klagen vor dem Senat den nationalen Verband USA Gymnastics, das Olympische und Paralympische Komitee der USA (USOPC) und auch die Sicherheitsbehörde FBI an. Diese haben im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Nassar nicht sofort gehandelt.

«Man hat uns im Stich gelassen», sagt Rekordweltmeisterin Biles. «Wir haben gelitten und leiden immer noch, weil niemand beim FBI, der USAG oder dem USOPC das getan hat, was nötig war, um uns zu schützen.»

FBI ignorierte Hilferufe

Maroney, Olympiasiegerin von 2012 mit der Mannschaft, klagt, sie habe ihren Missbrauch durch Nassar bereits 2015 dem FBI gemeldet. «Sie liessen einen Kinderschänder mehr als ein Jahr lang frei herumlaufen», erklärte die 25-Jährige weiter vor dem Justizausschuss des Senats.

Hunderte Frauen haben Nassar beschuldigt, sie im Laufe seiner mehr als zwei Jahrzehnte währenden Karriere sexuell missbraucht zu haben. «Ich werde von der Tatsache verfolgt, dass selbst nachdem ich meinen Missbrauch gemeldet hatte, so viele Frauen und Mädchen unter den Händen von Larry Nassar leiden mussten», sagt Nichols.

Vernichtender Inspektionsbericht

FBI-Direktor Christopher Wray und Michael Horowitz, der Generalinspekteur des Justizministeriums, werden in einer separaten Sitzung vor dem Senatsausschuss aussagen. Horowitz' Büro hatte im Juli einen vernichtenden Bericht veröffentlicht, der den Umgang des FBI mit den Anschuldigungen gegen Nassar untersuchte.

Darin wurde festgestellt, dass trotz der «ausserordentlich schwerwiegenden Natur der Anschuldigungen» leitende Beamte in der Aussenstelle des FBI in Indianapolis es versäumt hatten, mit der «äussersten Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit zu reagieren, die sie verdient hätten.» (SID/che)


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