Neuer Wirbel um Gymnastinnen
Ethik-Ermittlungen, Zukunfts-Angst – und gefeuerte Trainerin arbeitet wieder

Es bleibt turbulent in der Rhythmischen Gymnastik: Eine gefeuerte Nati-Trainerin darf wieder arbeiten, eine Ethik-Kämpferin hat ein Verfahren am Hals – und die Zukunft des Sports steht in den Sternen.
Publiziert: 11.09.2021 um 11:30 Uhr
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Seit Monaten eine unüberschaubare Situation: Wie geht es mit der Rhythmischen Gymnastik weiter?
Foto: Keystone
Emanuel Gisi

Es wird einfach nicht ruhig um die Rhythmische Gymnastik in der Schweiz. Am Freitag folgen die nächsten Aufreger in einer Sportart, die im Sommer 2020 wegen Quäl-Vorwürfen gegen die Nationaltrainerinnen in die Schlagzeilen geraten war und deren Zukunft seither heiss diskutiert wird.

Die Präsidentin des Regionalen Leistungszentrums Biel, Elisabeth Gehrig-Bossi, haut auf den Putz. Die Frau, die lange schon gegen ethische Verstösse im Schweizerischen Turnverband kämpft, greift den STV an. Ihre Botschaft: Weil die RG als Problemsportart wahrgenommen werde, baue man sie nach und nach ab. «Wenn als Folge der Ethik-Diskussion in der RG der Spitzensport abgeschafft würde, würden die Gymnastinnen bestraft. Der Anschein, mit der Aufdeckung von Missständen würden die Gymnastinnen mit Nachteilen belegt, wäre ein fatales Signal.»

Untersuchung gegen Gehrig-Bossi

Gleichzeitig macht sie weitere brisante Details öffentlich: Die STV-Ethikkomission hat Ende August gegen sie eine Untersuchung eingeleitet. Grund: mögliche Verstösse gegen die Ethik-Charta. «Was mir konkret vorgeworfen wird, weiss ich allerdings nicht», sagt sie. «Das hat man mir bis heute nicht mitgeteilt. Etwas, das ich nicht nachvollziehen kann.» Gehrig-Bossis Verdacht, der nicht explizit ausgesprochen werden soll: Jemand will ihr schaden. Aus Gründen der Vertraulichkeit könne er nicht im Detail über einzelne Verfahren sprechen, sagt Daniel Mägerle, Präsident der Ethikkommission. Er versichert aber: «Angeschuldigte Personen erhalten zur gegebenen Zeit selbstverständlich Gelegenheit, sich dazu zu äussern.»

Doch auch an anderer Front droht dem RLZ Biel Ungemach. Solches, das man sich bewusst selber eingebrockt hat: Man stellt nämlich die ehemalige Nationaltrainerin Aneliya Stancheva als Teilzeittrainerin an. Eine der beiden Coaches also, die vergangenen Sommer nach Quäl-Vorwürfen von ehemaligen Gymnastinnen vom STV gefeuert wurde. Das wirkt schwer nachvollziehbar, zumal die Nummer 2 hinter Cheftrainerin Iliana Dineva Teil eines Systems war, das unter anderem von Gehrig-Bossi intern angeprangert wurde.

STV riet von Stancheva-Anstellung ab

Trotzdem darf Stancheva nun in Biel anfangen, wenn auch eng begleitet und unter strengen Auflagen, wie es heisst. Sie habe zudem im STV keine Entscheidungsbefugnis gehabt, beim Verband habe man ihr ein einwandfreies Arbeitszeugnis ausgestellt und auch der internationale Verband FIG habe auf Anfrage keine Einwände gehabt. Der STV riet indes von einer Anstellung von Stancheva ab. «Elisabeth Gehrig-Bossi hat mir im Vorfeld mitgeteilt, dass man plane, Aneliya Stancheva anzustellen», sagt David Huser, seit Juli Chef Spitzensport beim STV. «Da haben bei mir alle Alarmglocken geläutet. Ich habe empfohlen, dies nicht zu tun und kann nicht nachvollziehen, dass man das dennoch getan hat.»

Ein Bekenntnis zur RG als Spitzensport im STV gibt es zum aktuellen Zeitpunkt nicht. «Wir sind dabei, die Szenarien und Konzepte für die Zukunft auszuarbeiten. Daraus ergibt sich, was die Zukunft dieser Sportart ist. Das wird das Thema des nächsten Dreivierteljahres sein», sagt Huser.

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