Schwere Vorwürfe gegen Zürcher Turn-Trainer
«Für Kritik musste der Sohn im Training büssen»

Im Mai wurde der ehemalige Cheftrainer des regionalen Leistungszentrums des Zürcher Turnverbands wegen «unüberbrückbarer Differenzen» entlassen. Nun sprechen erstmals ein ehemaliger Turner und eine Mutter.
Publiziert: 13.10.2023 um 10:58 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2023 um 13:30 Uhr
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Es gibt neue Vorwürfe gegen den ehemaligen Cheftrainer des regionalen Leistungszentrums des ZTV.
Foto: Keystone

Der Zürcher Turnverband (ZTV) kommt nicht zur Ruhe. Anfangs Monat berichtete der SonntagsBlick über die Missstände und den Machtkampf innerhalb des ZTV.

Nun spricht erstmals ein ehemaliger Turner anonym in einem Bericht von SRF über die Verhältnisse im regionalen Leistungszentrum in Rümlang ZH. Dort soll er vom ehemaligen Cheftrainer gedemütigt und gemobbt worden sein – mit verheerenden Folgen. Der junge Mann entwickelte Panikattacken und litt unter Depressionen. «Meine Depressionen waren zu gewissen Zeiten sehr stark. Ich habe mir überlegt, statt ins Training zu gehen, vor den Zug zu springen», sagt der Turner.

Ärztliche Anweisungen missachtet

Auch bei Verletzungen habe der ehemalige Cheftrainer des Leistungszentrums ärztliche Anweisungen missachtet: «Kaum war der Gips weg, musste man schon wieder ans Gerät. Egal, wie grosse Schmerzen du hattest. Es hiess dann: Sei kein Weichei, jeder kann auf die Zähne beissen.»

Gegenüber SRF bestreitet der ehemalige Cheftrainer – der unterdessen nicht mehr beim ZTV angestellt ist – die Vorwürfe und lässt verlauten, dass er in seiner langjährigen Berufstätigkeit nie mit ethisch fehlerhaftem Verhalten konfrontiert wurde.

Kultur der Angst in Rümlang

Ob das die ganze Wahrheit ist? Bereits 2021 wurde dem ehemaligen Chefcoach bei einer Zoom-Aussprache von Eltern von Turnern schwerwiegendes Fehlverhalten vorgeworfen. Damals ging es bereits um psychische Gewalt. Von einer Kultur der Angst war die Rede, wie Blick bereits vor mehreren Wochen berichtete. 

Nun berichten Eltern, dass der ehemalige Cheftrainer die Kinder bestraft habe, hätte man die Methoden des Trainers kritisiert. «Wenn man als Eltern etwas kritisch anmerkte, dann wusste man, dass der Sohn das beim nächsten Training büssen musste», so die Mutter eines Turners.

Meldungen, aber kein Verfahren

Im Mai 2023 wurde der Cheftrainer beim ZTV wegen «unüberbrückbarer Differenzen» entlassen. Heute arbeitet er als nationaler Sichtungstrainer U12 beim Schweizerischen Turnverband (STV). Dort wusste man nichts von den Anschuldigungen und verwies gegenüber Blick auf den standardisierten Backgroundcheck.

Bei der Swiss Sport Integrity (SSI), die Meldestelle für Ethikverstösse, gibt es mehrere Meldungen über den ehemaligen Cheftrainer, welche im Moment in Abklärung sind. Verfahren liegen aber nach aktuellem Stand keine vor und nur diese hätten dem STV gemeldet werden müssen. (jsl)

Hier finden Sie Hilfe und weitere Informationen

Hilfe für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld: Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 /www.143.ch

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