Nicola hört Ende Saison auf. Natürlich kommt der Entscheid für mich nicht überraschend. Schliesslich haben wir beide immer wieder darüber gesprochen, wie unsere Zukunft aussehen soll. Sie als Profisportlerin, ich als Ehemann, der in den letzten Jahren die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung trug.
Die Bedürfnisse in der Familie und als Elternteil verschieben sich, das ist doch ganz natürlich. Yannis, unser Ältester, ist in der 3. Klasse, unsere Tochter geht in den Chindsgi, der Jüngste ist auch schon drei Jahre alt.
Am Ende aber war es Nicolas Entscheid. Für sie ist es jetzt gut. Die Prioritäten verschieben sich: Sie will nicht mehr so lange von der Familie getrennt sein. Als junger Athlet ist das anders, da findest du es lässig, nirgendwo zu Hause zu sein, nur aus dem Koffer zu leben und das ganze Jahr um die Welt zu jetten. Wenn du das 20 Jahre lang gemacht hast, brauchst du das vielleicht nicht mehr unbedingt.
Bei drei Grad im November drei Stunden aufs Velo
Was mich an Nicolas Karriere am meisten beeindruckt: Sie war nicht an Tag X gut, und dann hat man lange nichts mehr von ihr gehört. Sie war konstant auf einem hohen Niveau, war immer vorne dabei. Dafür braucht es extrem viel. Schliesslich ist Spitzensport nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen. Bei drei Grad im November drei Stunden auf dem Velo zu trainieren – das braucht Biss und grossen Willen.
Was Ende 2022 für uns ansteht, wissen wir noch nicht im Detail. Es wird ein neues Abenteuer für uns als Familie. Sicher ist: Ich bin immer noch ihr grösster Fan.