Auf einen Blick
- Swiss Indoors ohne Federer: 63'200 Zuschauer in neun Tagen
- Neue Konkurrenz durch Masters-1000-Turnier in Saudi-Arabien
- Schweizer Talente Bernet und Kym zeigen gute Ansätze
Funktionieren die Swiss Indoors auch ohne Roger Federer? Ja, lautet die Antwort – zumindest für dieses Jahr. «Ich werde regelmässig auf die leeren Plätze in der Halle angesprochen. Und ja, der Final-Sonntag ist als einziger Tag ausverkauft», sagt Turnierdirektor Roger Brennwald (78). «Insgesamt kamen aber leicht mehr Fans als in den letzten beiden Jahren. Das ist ein Schritt nach vorne.»
An den neun Turniertagen pilgerten 63'200 Zuschauer in die St. Jakobshalle. Während den fetten Federer-Jahren waren es jeweils über 70'000. «Damit können wir zufrieden sein», findet Brennwald. «Insbesondere in einer Zeit, in der sich das Welttennis im Umbruch befindet.»
Mehr Tennis
Brennwald meint einerseits die Spieler, wo von den «Big Three» Federer, Nadal und Djokovic bald nur noch der Serbe aktiv ist. Der Umbruch betrifft aber auch die Turnierseite, wo finanzkräftige Showveranstaltungen wie der Six Kings Slam in Saudi-Arabien für eine neue Konkurrenzsituation sorgen. Auch deshalb konnten die Swiss Indoors für einmal kein Zugpferd aus den Top 5 der Weltrangliste im Teilnehmerfeld präsentieren. «Gemäss meinen neusten Informationen wird es die Saudi-Exhibition so im nächsten Jahr nicht mehr geben», sagt Basel-Boss Brennwald. Die Saudis streben langfristig ein eigenes Masters-1000-Turnier an. Dieses würde wohl eher im Frühling als im Herbst stattfinden und damit Basel nur indirekt tangieren.
Geht die Nummer-1-Serie weiter?
Ob dadurch ein Superstar wie Jannik Sinner (23) oder Carlos Alcaraz (21) in Basel am Start ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. Neben dem Terminkalender muss ein so grosser Name vom Startgeld her auch ins Turnierbudget passen. Abgesehen vom Australier John Newcombe hat jeder Weltranglistenerste mindestens einmal in Basel gespielt. Wie sehr er sich finanziell aus dem Fenster lehnen will, um diese ihm nicht unwichtige Serie mit der aktuellen Nummer 1 Sinner weiterzuführen, sagt Brennwald nicht. «Wir machen einfach das Beste aus unseren Möglichkeiten. Basel ist halt nicht Wimbledon. Und uns geht nicht die Luft aus, nur weil Sinner nicht hier spielt.»
Um die Abhängigkeit von Superstars zu reduzieren, setzt Brennwald auf einen Plan B: die sogenannte Next Gen, die nächste Generation. Er will dem Basler Publikum schon heute die Superstars von morgen präsentieren. So, wie es ihm einst mit den späteren Weltranglistenersten Boris Becker und Jim Courier gelungen ist. Der Final von 2024 zwischen US-Boy Ben Shelton (22) und dem Franzosen Giovanni Mpetshi Perricard (21) passt genau in dieses Konzept. Dass sich Perricard – auch dank 22 Assen – mit 6:4 und 7:6 den Titel holt, kommt selbst für Brennwald überraschend. «Ich habe ihn bis vor kurzem gar nicht gekannt.» Kein Wunder: Ende 2023 war er noch die Weltnummer 205. Am Montag steht Perricard dank seines zweiten ATP-Titels auf Position 31.
Zählt bald auch wieder ein Schweizer zu dieser Next Gen? Henry Bernet (17) in der Quali oder Jérôme Kym (21) bei seinem ersten Auftritt in einem ATP-Hauptfeld haben zumindest gute Ansätze gezeigt. «Das macht Hoffnung und ist wichtig für uns als Veranstalter. Nach der Ära Federer hatten wir einen schwierigen Stand», so Brennwald. Ob nächstes Jahr auch Stan Wawrinka (39) nochmals zu den Schweizern in Basel gehört, weiss selbst der Turnierboss nicht: «Er hat mir gesagt, dass er den Frühling abwarten will und dann entscheidet, ob er noch einmal an die Swiss Indoors kommt.»