Novak Djokovic tritt mal wieder ins Fettnäpfchen! Lächelnd posiert die Weltnummer 1 mit einer Schachtel, die er von einem serbischen Schnaps-Hersteller geschenkt bekommen hat. Der heikle Teil der Werbe-Aktion: Auf der Box ist das Konterfei von Draza Mihailovic abgebildet.
Mihailovic war während des Zweiten Weltkriegs Anführer der Tschetniks, einer Partisanen-Gruppe, die für ein ethisch reines Grossserbien kämpft. Unter serbischen Nationalisten wird er als Volksheld verehrt, selbst von Frankreich und den USA wurde er während und nach dem Krieg mit militärischen Orden ausgezeichnet. In Kroatien, Bosnien und Herzegowina sowie Albanien wird er hingegen für ethische Säuberungsaktionen verantwortlich gemacht, denen Zehntausende zum Opfer fielen. 1946 verurteilte ihn ein Gericht in Sarajevo wegen Kriegsverbrechen, Mihailovic wurde hingerichtet. 2015 wurde er vom höchsten serbischen Berufungsgericht rehabilitiert. Ein Urteil, das damals höchst kontrovers diskutiert wurde.
«Mit einem Foto zerstört er alles»
Dass der Serbe Djokovic nun für ein Produkt mit Mihailovic-Aufkleber wirbt, wird in den benachbarten Ländern auf dem Balkan als Provokation aufgefasst. Vor allem in den zahlreichen Online-Portalen ist die Wut gross. «Mit einem Foto zerstört er alles, was er sich über Jahre aufgebaut hat. Sein Ruf ist nun nachhaltig beschädigt», findet «Klix.ba» aus Bosnien. Beim ebenfalls bosnischen «Faktor» heisst es: «Neben dem Foto des Mannes, der für den Tod von mehr als 50’000 Menschen verantwortlich ist, trägt die Rakija-Schachtel auch die Inschrift ‹hergestellt zu Ehren und Ruhm der Helden von Ravna Gora›.» Zur Erklärung: Das Ravna-Gora-Gebirge in Serbien gilt als Erinnerungsort der Tschetnik-Bewegung von Draza Mihailovic.
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Das kroatische Medium «Index» wundert sicher darüber, dass Djokovic sich mit dem Bild eines Mannes fotografieren lässt, «der schwere Verbrechen gegen Kroaten und Muslime begangen hatte». Eine Einschätzung, die von der serbischen Zeitung «Vecernje novosti» als Stimmungsmache abgekanzelt wird: «Medien in Kroatien versuchen, unseren Tennisspieler für das Posieren mit einem Rakija zu kritisieren.»
Ob Djokovic tatsächlich ein politisches Statement abgeben wollte, oder ob es doch eher ein ungeschicktes Versehen war, ist nicht bekannt. Der 33-Jährige hat sich zum Werbe-Foto nicht geäussert. (red)