Wer wird König von Paris?
Thiem und Djokovic jagen Nadal

Sandkönig Nadal will den 13. Titel. Nummer 1 Djokovic ist brandheiss. US-Open-Champ Thiem so gefährlich wie nie. In Absenz Federers sind dies die neuen «Big 3» in Paris.
Publiziert: 26.09.2020 um 09:31 Uhr
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Sandkönig Nadal gehört zu den Top-Favoriten an den French Open.
Foto: imago
Cécile Klotzbach

Es geht im Rennen um die French-Open-Krone nicht nur um Selbstvertrauen. Rafael Nadal dürfte von diesem nicht sonderlich viel von der Generalprobe in Rom mit nach Paris genommen haben. Er verlor im Viertelfinal gegen den Argentinier Diego Schwartzman – in einer feuchten Abendsession, wo die Bälle weniger schnell und hoch abspringen und der gefürchtete Super-Topspin des Spaniers kastriert ist.

Genau da droht auch in Paris die Gefahr. Corona-bedingt findet das Turnier im kühlen, nassen Herbst, statt wie gewohnt im Frühsommer statt. Die Konsquenz für den Sandkönig bleibt abzuwarten. Sicher ist aber: In Fünfsatz-Kämpfen am Bois de Boulogne ist der 34-Jährige unermüdlich. Zwölfmal hat ihn sein Kampfgeist hier zum Titel geführt. Mit diesem Rucksack ist Nadal auch 2020 der Mann, den es am Sand-Grand-Slam zu schlagen gilt.

Djokovic will Rekorde

Vor allem für Novak Djokovic, der schon in Rom heiss auf einen Direktvergleich mit Nadal war. Zu diesem kam es nicht, aber im Fernduell hat der Serbe trotzdem gepunktet: Er gewinnt seinen 36. Masters-1000-Titel – seinen 81. Titel insgesamt – und zieht in der Bilanz der wertvollsten ATP-Turniere am Mallorquiner (35) vorbei. Es sind solche Rekorde, die den «Djoker» zu Höchstleistungen anspornen. Wie auch das Rennen um die meisten Wochen an der Spitze der Weltrangliste. 287 Wochen hat er, noch mindestens 23 will er, um Roger Federers Bestmarke (310) zu knacken.

Djokovics Grand-Slam-Titelsammlung ist als nächstes dran. 17 hat er, mindestens 21 will er, um Rekordhalter Federer auch hier zu überholen. Da Djokovic bei den US Open bei dieser Mission durch die Disqualifikation an gebremst wurde, strebt er den French-Open-Sieg umso mehr an. Und jeder weiss, was das beim «Mental-Monster» bedeutet...

Thiem mit Rückenwind

Klarer Zweikampf der zwei Grössten, also? Wäre da nicht Dominic Thiem! In Abwesenheit des dritten der ganz Grossen, dem Schweizer Maestro, bildet der Paris-Finalist der letzten beiden Jahre ein neues Trio der sogenannten «Big 3». Bei den US Open hat sich der 27-jährige Österreicher von Mitstreitern der nächsten Generation, wie Alexander Zverev (De), Stefanos Tsitsipas (Gr), Daniil Medwedew (Russ) u.a. abgesetzt. Und frühere Spieler aus dem kleinen Elite-Kreis, wie Stan Wawrinka oder Andy Murray, die sich bereits in Runde 1 duellieren müssen, sind allenfalls für Überraschungen gut.

Und nachdem er in New York den Geschmack des Erfolges voll ausgekostet hat, will Thiem garantiert mehr. Erst recht auf Sand, wo er schon zweimal so nah dran war. Nur 725 Ranking-Punkte fehlen ihm auf Nummer 2 Nadal. Mit weiteren 800 Punkten für den Major-Titel in Paris, die Thiem nach dem letztjährigen Final-Einzug beziehen könnte, würde er sich dem Tennisthron weiter nähern. Seine Kampfansage lautet: «Ich will den Rückenwind des US-Open-Titels gleich in Paris ausnutzen.»

Frauenfeld gelichtet

So eng das Favoriten-Feld der Männer in der Theorie gesteckt ist, so offen ist es einmal mehr bei den Frauen. Vorjahressiegerin und Weltnummer 1 Ashleigh Barty (Aus) fehlt, ebenso wie die drei Top-Ten-Spielerinnen Naomi Osaka (Jap, WTA 2), Bianca Andreescu (Ka, WTA 7) und die Schweizer Frontfrau Belinda Bencic (WTA 10). Die Weltranglisten-Zweite und Roland-Garros-Siegerin von 2018, Simona Halep, ist damit erste Anwärterin auf einen Sieg. Unglücklich aus Schweizer Sicht: Ausgerechnet Jil Teichmann würde in Runde 2 auf die Rumänin treffen.

Mit den formstarken früheren Major-Gewinnerinnen Garbine Muguruza (Sp) und Victoria Azarenka (Wruss.) dürfte ebenso zu rechnen sein – wie auch mit Evergreen Serena Williams, die nach wie vor ihren 24. Grand-Slam-Sieg und damit den ewigen Rekord von Margaret Court knacken will.

Es geht also um viel Ruhm und Ehre bei dieser voraussichtlich vor maximal 1000 Zuschauern pro Tag stattfindenden französischen Corona-Fête, die ab Sonntag täglich live auf Eurosport zu sehen ist. Preisgeld wird dieses Jahr nicht gleich viel wie andere Jahre ausgeschüttet. 18 Millionen Euro im Total, 1,6 Millionen geht an die Einzel-Champions – das ist eine Million weniger als bei den US Open.

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