«Ich bin schliesslich kein Roboter»
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Brisante Aussage im TV:Djokovic denkt laut über US-Open-Verzicht nach

Wegen US Open
Gift und Galle im Tennis-Zirkus!

Federer meldet sich 2020 ab. Djokovic und Nadal zeigen wenig Lust auf die US Open. Und der Rest, der verdienen will, steht Kopf.
Publiziert: 13.06.2020 um 14:58 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2020 um 08:52 Uhr
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Endlich kann sich Novak Djokovic wieder auf dem Court austoben.
Foto: keystone-sda.ch
Cécile Klotzbach

Vorweg sei gesagt: Am Montag soll kommuniziert werden, ob die US Open am 31. August im von der Corona-Pandemie gebeutelten New York steigen werden. Noch brisanter die Frage: Unter welchen Bedingungen würden sie steigen? Über die Austragung von Grand-Slam-Turnieren entscheidet in erster Linie der jeweilige Organisator. Und doch wird die Entscheidung derzeit zum hitzigen Politikum zwischen Reich und Arm. Zwischen den Top-Stars, die es sich leisten können, auf die rund 30 Millionen Franken Preisgeld zu verzichten, und den vielen anderen, die auch nur einen kleinen Anteil davon bitter nötig haben.

Besonders bitter stösst den Letzteren derzeitiges Verhalten und Äusserungen des Branchen-Leaders Novak Djokovic auf. Der serbische US-Open-Champ von 2011, 2015 und 2018 hatte im serbischen TV angedeutet, nicht in Flushing Meadows anzutreten. Er nerve sich über die «extremen» Hygienemassnahmen und dass es «unmöglich» sei, nur mit einem Betreuer anzureisen – was primär an der mangelnden Kapazität im neuen Flughafen-Hotel im TWA-Komplex liegt, wo alle Turnier-Teilnehmer gezwungen wären zu wohnen.

Danielle Collins (USA, WTA 51) erbost

Was sollen da Spieler sagen, die es sich eh nicht leisten können, mehr als einen Betreuer mit auf die Tour zu nehmen? Die Antwort gibt stellvertretend die US-Spielerin Danielle Collins, die ihrem Ärger über das Verhalten Djokovics mit deutlichen Worten Luft macht: «Diejenigen von uns (die meisten Tennisspieler), die nicht mit einer ganzen Entourage reisen, müssen wieder arbeiten», schreibt die Nr. 51 der Welt auf Instagram: «Und es wäre nett, wenn der beste Spieler der Welt diese Möglichkeit unterstützen und sie nicht für die Spieler und Fans verderben würde.»

Während dessen setzt der Djoker noch einen drauf, indem er lustige Bilder vom Plausch auf seiner Adria-Tour mit Alexander Zverev und Grigor Dimitrow postet. Wie der 33-Jährige seinen jubelnden Kollegen nach einem Tor beim Jux-Fussball in die Arme springt, zeigt, dass ihm «Social Distancing» egal ist. «Grossartige Zeit auf dem Rasen mit den Jungs», schreibt Djokovic in den Sozialen Medien.

Djokovic schwänzt Videokonferenz

In eben dieser Zeit diskutierten am Mittwoch bei einer Videokonferenz 400 Spielern, Trainer und Funktionäre über die momentane Krisen-Situation. Und es kam keineswegs grossartig an, dass die Weltnummer 1, Präsident des Spielerrats der ATP, diese wichtige Sitzung schwänzte. «Respektlos» oder «unsolidarisch» sind nur einige der kritischen Worte als Reaktion. Schon zuvor hatte sich Djokovic in der Tennis-Pause vermehrt mit kontroversen Auftritten im Netz unbeliebt gemacht, indem er mit Esoteriker Chervin Jafarieh wilde Thesen über die energetische Umwandlung von Gift zu heilsamen Wasser diskutierte oder sich deutlich gegen einen allfälligen Impfzwang aussprach.

Eine von drei in der Videokonferenz diskutierten Optionen für den bevorstehenden Tennis-Sommer in den USA ist, dass das Masters-Turnier in Cincinnati mit den US Open zusammengelegt und dafür die Qualifikation für das Major-Turnier gestrichen wird. Die zweite Möglichkeit wäre die Durchführung der US Open mit Qualifikation, in diesem Fall würden sich allerdings das Spielerfeld und die Probleme mit der Unterbringung verdoppeln. Oder eben die komplette Absage als dritte Variante.

Was ist Major ohne Top-3 wert?

Die übrigens der Australier Nick Kyrgios ebenfalls unterstützt – allerdings aus anderen Gründen wie Djokovic. «Das ist egoistisch angesichts dessen, was dort gerade vor sich geht», twittert der Australier. «Es geht um die Corona-Pandemie, aber auch um die Ausschreitungen», so Kyrgios in Bezug auf die Anti-Rassismus-Proteste nach George Floyds Tod.

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Auch Rafael Nadal sprach schon Zweifel aus, ob eine Austragung «unter den gegebenen, unfairen Umständen Sinn macht». Roger Federer, der sich einer zweiten Operation am rechten Knie unterzog, ist ohnehin für diese Saison out. Aber was wäre ein Grand Slam ohne die grossen Drei überhaupt wert?

Auf diese Frage dürfte ein grosser Rest der Tennis-Weltelite erneut – und verständlicherweise – Gift und Galle spritzen. Immerhin: In wenigen Tagen sollten die Diskussionen um die neu von der langjährigen WTA-Chefin Stacey Allaster geführten US Open, bereinigt sein.

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