Auf einen Blick
- Tennis-Eklats in Schanghai und Peking
- Tiafoe, Zverev und Medwedew verhalten sich daneben
- Paula Badosa wird Rassismus vorgeworfen
Tennis gilt eigentlich als vornehmer Sport. Fairness und Sportgeist werden in der Regel grossgeschrieben. Seit jeher gilt allerdings auch im Tennis: Die Ausnahme bestätigt die Regel. Es fällt auf: Beim Masters in Shanghai und Peking (Chi) gab es erstaunlich viele Ausnahmen.
Frances Tiafoe
Die US-amerikanische Weltnummer 17 erhielt am 8. Oktober im matchentscheidenden Tiebreak seiner Drittrundenpartie gegen Roman Safiullin (27, ATP 61) beim Stand von 5:5 seine zweite Verwarnung wegen Zeitüberschreitung beim Aufschlag, was gleichbedeutend ist mit dem Verlust des ersten Aufschlags. Tiafoe (26) kann die Entscheidung nicht nachvollziehen, da er seiner Meinung nach rechtzeitig zum Service bereitgestanden ist. Umpire Jimmy Pinoargote wertet den fallengelassenen Ballwurf aber wohl als absichtliche Verzögerung.
Der Punkt ging im Anschluss verloren, genauso wie der darauffolgende Matchball – zu viel für die Nerven des Mannes aus Maryland. Wie wild schreit er den Unparteiischen an. Das F-Wort verwendete er mehrfach bei seinen Beleidigungen. «Du hast mein Spiel zerstört. Mach deine verdammte Arbeit. Seit drei Stunden renne und kämpfe ich hier um mein Leben», fügte er völlig aufgebracht hinzu.
Noch am Abend nach dem Spiel entschuldigte sich Tiafoe auf Social Media öffentlich. «Das ist nicht, wie ich bin und nicht die Art, wie ich Leute behandeln will», schreibt er. Welche Konsequenzen die Entgleisung haben wird, ist noch nicht bekannt. Das Regelbuch der ATP sieht eine Geldstrafe von 60'000 Dollar (rund 52'000 Franken) für Beleidigungen vor.
Sascha Zverev
Am selben Tag ist auch Sascha Zverev (27) in seinem Spiel gegen Tallon Griekspoor (28, ATP 40) so richtig wütend auf den Schiedsrichter. Der Deutsche holt zum Rundumschlag aus. Die Ironie: Die TV-Bilder zeigen klar, dass Zverev im Unrecht ist. Der Ball springt zweimal auf, bevor er den Ball zurückspielt.
«Ihr Schiris fickt das ganze Turnier dieses Jahr. Der eine Typ versagt bei Tiafoes Match und jetzt das», sagte er unter anderem nach dem besagten Schiri-Entscheid. «Jeden Grand-Slam-Final verliere ich wegen euch Schiris. Ich reisse mir hier den Arsch auf und ihr entscheidet komplette Spiele und Turniere mit euren Entscheidungen», fügte er nach dem nächsten Punkt beim Seitenwechsel hinzu. Die Weltnummer 3 liess sich kaum beruhigen. Trotz der Aufregung gewann er die Partie danach.
Daniil Medwedew
Wenig überraschend, sorgte auch der Russe in China für einen Eklat – die Weltnummer 5 ist mittlerweile bekannt für zweifelhaftes Verhalten. In seinem Zweitrundenspiel (6. Oktober) gegen Matteo Arnaldi (ATP 36) war der Moskauer mit der Qualität der Bälle gar nicht zufrieden. «Die sind so schlecht. Mit denen kann man sich nur den Hintern abwischen», war von ihm während des Matchs zu hören. Gesagt, getan. Eine Kamera hat ihn eingefangen, wie er einen der Filzbälle demonstrativ an seinem Hintern reibt. Statt der üblichen Unterschrift auf der Kamera nach dem Sieg gab es von Medwedew (28) diesmal nur ein ironisches «Nice Balls» («gute Bälle»).
Bereits beim Laver Cup in Berlin war Medwedew Ende September mit einem Schlägerwurf ins Publikum negativ aufgefallen.
Paula Badosa
Die Spanierin sorgte in Peking neben dem Platz für Aufruhr. Auf einem Instagram-Bild ihres Trainers Pol Toledo (29) ist Badosa (26) zu sehen, wie sie in einem Restaurant mit den Essstäbchen spielt und diese dabei an die Augen hält und diese zusammenkneift. Für viele ist klar: Diese Pose ist rassistisch und mache sich über Asiaten lustig.
Die Weltnummer 15 reagierte in einigen Kommentarspalten auf die Vorwürfe: «Wir haben keine Asiaten imitiert, ich habe nur mit meinem Gesicht und meinen Falten gespielt. Ich liebe Asien und habe viele asiatische Freunde.» Weiter sagte sie: «Ich wusste nicht, dass dies beleidigend war oder Rassismus bedeuten könnte, es tut mir sehr leid. Ich übernehme die volle Verantwortung, und es war ein Fehler. Aus diesen Fehlern werde ich für das nächste Mal lernen» schreibt sie.
Wie auch immer: Das Bild, das diese Leute in letzter Zeit abgaben, wirft kein gutes Licht auf das Tennis.