Novak Djokovic gegen Dominic Thiem – das ist Spannung, Abnützungskampf, Nervenkitzel pur, vor allem wenn das Treffen in der O2-Arena in London steigt. Schon vor einem Jahr lieferten sich die beiden – damals in den Gruppenspielen – einen Thriller, der erst im Tie-Break des dritten Satzes endete (6:7, 6:3, 7:6). Zugunsten des Österreichers. Anfang dieses Jahres dann der Final der Australien Open, der im 5. Durchgang 6:4 an den Serben ging.
Und der erste Halbfinal des diesjährigen Saisonfinales steht den vorangegangenen Matches in keiner Weise nach. Der überlegene Start, wie ihn Djokovic geplant hatte, funktioniert gegen den sehr formstarken Thiem nicht. Auf Augenhöhe kämpfen die Nummern 1 und 3 der Weltrangliste um jeden einzelnen Punkt, hetzen sich gegenseitig in jede Ecke des Courts. Bis dem 27-jährigen Lichtenwörther kurz vor Satzende mit dem einzigen bisherigen Breakball der Partie das erste Break gelingt. Er serviert den Satz souverän nach Hause.
Doppel-Fehler bei Matchball
Durchgang 2 ein ähnliches Bild: Es geht in einem Kopf-an-Kopf-Rennen in die Kurzentscheidung. Diese wird zur Zitterpartie: Thiem vergibt vier Matchbälle – einen sogar mit einem Doppelfehler – der Djoker seinerseits braucht ebenfalls mehrere Satzbälle, bis er das 7:6 sichern kann.
Dann Satz 3. Und wie sollte es auch anders sein, geht auch dieser über die ganze Länge. Ohne sich gegenseitig einen einzigen Breakball zuzugestehen, servieren sich beide in erneut in den Tie-Break. Die Punkte sind ausgeglichen verteilt. Alles sieht dann aber so aus, als würde die alles entscheidende Kurzentscheidung deutlich an «Djoker» gehen. 4:0 geht er in Führung! Doch Thiem behält die Nerven im Zaum und wendet die Partie in dramatischer Art und Weise. Seinen insgesamt 6. Matchball kann er nutzen – nicht weiter erstaunlich, dass «Domi» im ersten Siegesmoment erlöst die Hände vors Gesicht hält.
Djokovic verpasst Federer-Rekord
Übrigens: Mit seinem Sieg hat er verhindert, dass der Serbe einen Rekord Roger Federers einholen konnte. Djokovic bleibt weiterhin bei fünf ATP-Final-Titeln hängen – der Schweizer bleibt mit sechs Titeln Rekordsieger an dem Turnier. «Dieses Match war so hart an der Grenze», sagt Thiem wenige Sekunden später. Er hoffe, dass er nach dieser dreistündigen Show noch Benzin im Tank habe, um im Final am Sonntag mitzuhalten.
Medwedew schlägt Nadal im zweiten Halbfinal
Im zweiten Halbfinal triumphiert der 24-jährige Russe Daniil Medwedew in drei Sätzen (3:6, 7:6, 6:3) über den zehn Jahre älteren Spanier Rafael Nadal. Letzterer muss weiter auf seinen ersten Titel bei den ATP Finals warten. Es ist eine grosse Partie von beiden, Medwedev steht damit zum ersten Mal im Endspiel der Finals.
Das hochklassige Match markiert Medwedews ersten Sieg über den Weltranglisten-Zweiten im vierten Aufeinandertreffen. Dabei sieht es im zweiten Satz nicht gut aus für den Russen. Der 20-fache Grand-Slam-Gewinner Nadal serviert noch auf Matchgewinn, gibt dann aber seinen Aufschlag zu Null ab und verliert in der Folge auch das Tiebreak.