Tennis-Profi packt aus
«Gibt Spieler, die von Wetten und Spielmanipulation leben»

Um ihr Konto aufzubessern, spielen viele schlechtrangierte Tennisspieler Turnier um Turnier. Andere greifen wiederum zu illegalen Mitteln, glaubt Profi Filip Peliwo (29).
Publiziert: 27.12.2023 um 10:01 Uhr
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Aktualisiert: 27.12.2023 um 12:33 Uhr
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Tennisspieler Filip Peliwo glaubt, dass sich einige Berufskollegen auf illegalem Weg finanziell bereichern.
Foto: Instagram/filippeliwo
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Cédric HeebRedaktor Sport

Dass Tennisspieler ausserhalb der Top 100 finanziell nicht auf Rosen gebettet sind, ist schon seit längerem grosses Diskussionsthema. Viele kommen am Jahresende gerade so auf null raus, andere fallen gar ins Negative.

Einer von ihnen ist Filip Peliwo. Der gebürtige Kanadier spielt seit 2022 für Polen, war 2012 die Nummer eins der Junioren und gewann im selben Jahr die Juniorenturniere von Wimbledon und den US Open. Jetzt steht er auf Platz 463 und hat mit Geldproblemen zu kämpfen. «Mein Kontostand für dieses Jahr ist rot», sagt der 29-Jährige dem polnischen Portal Sport.tvp.pl.

«Ich habe mehr ausgegeben, als ich eingenommen habe», so Peliwo weiter. Er könne sich glücklich schätzen, dass er zuvor immer wieder etwas angespart habe, sodass er «nicht in Panik verfalle». Dennoch: «Wenn ich mich verletze und kein Geld reinkommt, muss ich andere Spieler trainieren oder so, damit ich was verdiene.»

Spielmanipulation als lukrative Finanzspritze

Peliwo glaubt, dass einige seiner Leidensgenossen einen anderen, illegalen Weg einschlagen, um an Geld zu kommen: «Ich bin überzeugt, dass es Tennisspieler gibt, die vom Wetten und der Spielmanipulation leben.» Was er mit Letzterem meint: Geld von Drittpersonen dafür annehmen, dass man absichtlich verliert, damit diese Leute dann ihre Sportwetten gewinnen.

«Die Spieler verdienen dadurch viel mehr, als sie bei ITF-Turnieren verdienen können. Da gibt jemand seinen Ehrgeiz auf und kann davon leben», erklärt Peliwo. Es liege schliesslich in der menschlichen Natur, dass man sich gelegentlich für Abkürzungen entscheide.

Dass jemand auf dem Platz absichtlich verliere, könne man nicht hundertprozentig feststellen. Auch er betont, dass er keine Beweise habe, sagt aber: «Man sieht, wenn sich jemand seltsam verhält.»

«Keine Mafia, aber ...»

Er selbst sei noch nie direkt für Spielmanipulationen kontaktiert worden. Einmal wollte allerdings ein britisches Sportgeschäft mit ihm zusammenarbeiten – nach erstem Austausch hat sich dann herausgestellt, dass es bei diesem Unternehmen ebenfalls um «match-fixing», also Spielmanipulation, ging, und ihm Wetten angeboten wurden.

«Man sagte mir, dass ein Top-600-Spieler zwischen 3000 und 5000 Euro pro Spiel verdient habe.» Er selbst habe jedoch abgelehnt und den Fall umgehend gemeldet. «Ich will nicht sagen, dass es eine Mafia ist, aber diese Leute sind sehr gut organisiert.»

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