Tennis-Experte Günthardt über Bartys Rücktritt
Zu viele tolle Frauen-Karrieren enden zu früh

Ashleigh Barty tritt mit nur 25 Jahren zurück. Die Weltnummer 1 habe einen mutigen, aber für die Tennis-Welt traurigen Entscheid gefällt, meint Blick-Kolumnist Heinz Günthardt.
Publiziert: 23.03.2022 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2022 um 20:10 Uhr
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Ashleigh Barty macht mit dem Tennis Schluss. Hut ab dafür!
Foto: imago images/ZUMA Wire
Heinz Günthardt

Ashleigh Barty, die Weltnummer 1 der Welt, tritt zurück – mit bloss 25 Jahren. Auf den ersten Blick kommt die Meldung überraschend, doch sie ist typisch für die Australierin. Sportlich ist sie auf dem Höhepunkt. Seit 114 Wochen sitzt sie auf dem Tennis-Thron.

Für eine Spitzenleistung über eine solch lange Zeit ist ein grenzenloser Einsatz nötig. Dazu gehört tagtäglich vieles zu machen, das nicht immer nur Spass macht. All dies, um immer wieder aufs Neue die Grenzen zu verschieben.

Kein emotionales Verlangen mehr

So sagt Barty selbst, dass sie den physischen Antrieb und auch das nötige emotionale Verlangen nicht mehr in sich trage. Sie habe auch andere Träume, denen sie nachgehen möchte. Gleichbedeutend gibt ihr das Gefühl des Erfolges nicht mehr genug, um all die Kompromisse einzugehen.

Nach ihrem triumphalen Heimsieg bei den Australian Open wäre Barty für mehrere Monate weg von Zuhause gewesen, weg von ihrem Verlobten, weg von ihrem sozialen Umfeld. Kraft tanken bei den Liebsten ist bei den vielen Turnieren in Europa und Nordamerika für sie nicht einfach.

Ein Aspekt, der sicherlich der grossen Distanz geschuldet ist. Aber es ist auch auffallend, wie viele grossartige Karrieren (zum Beispiel Kim Clijsters und Justin Henin) im Frauen-Tennis zu früh geendet haben. Bei den Turnieren sind bei einem Blick in die Zuschauerränge oft mehr Spielerfrauen als -Männer zu sehen.

Ist das Umfeld bereit, die langen und vielen Reisen mitzumachen, fällt es dem Sportler oder der Sportlerin einfacher, die Tour zu bestreiten. Das ist mit ein Grund, warum die Karriere eines Roger Federer (40) so lang andauert.

Seit jeher konsequent

Barty hat schon immer gezeigt, dass sie konsequent ist. Sie kann einschätzen, was sie braucht und was ihr guttut. Die dreifache Grand-Slam-Siegerin nahm sich bereits 2014 eine Auszeit, in der sie sich dem Cricket widmete. Letztes Jahr scheute sie nicht davor die WTA-Finals abzublasen, um nach Hause zurückzukehren und Zeit mit der Familie zu verbringen.

Sie wird sich auch diesen Schritt wohl überlegt haben. Hut ab dafür! Für die Tennis-Welt ist es ein Verlust, denn mit «Ash» verlässt eine der grössten Spielerinnen der aktuellen Ära die Bühne.

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