Teichmann über ihr Absturz-Jahr
«Ich lüge euch nicht an: Es war enorm hart»

Tschüss Weltspitze. Jil Teichmann wurde in dieser Saison in der Weltrangliste regelrecht durchgereicht: von Platz 28 auf die zwischenzeitliche Position 146. Wie sie die dunkelsten Stunden überwand – und weshalb sie neue Moral getankt hat.
Publiziert: 25.11.2023 um 11:38 Uhr
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Jil Teichmann blickt auf eine ernüchternde Saison zurück – aber auch auf eine lehrreiche, wie sie sagt.
Foto: Pascal Muller/freshfocus
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Marco PescioReporter Sport

Kochen, Backen, Malen. Das sind Dinge, die Jil Teichmann (26) ihren Tennisalltag vergessen lassen. «Einfach kreativ muss es sein», sagte sie im Mai gegenüber Blick, als sie bereits mitten in ihrer sportlichen Krise steckte. Einige Erstrundenniederlagen sorgten schon damals dafür, dass die Bielerin im WTA-Ranking arg zurückgefallen war. Von Platz 28 zu Beginn des Jahres auf den 75. Rang. «Ich habe leider keinen Zaubertrick», meinte die letztjährige French-Open-Achtelfinalistin. Es sei einfach der Wurm drin in ihrem Spiel.

Nun, dieser Wurm entpuppte sich über die gesamte Saison hinweg als hartnäckiger, nicht kleinzukriegender Parasit. Teichmann sollte der angestrebte Befreiungsschlag nie wirklich gelingen. Möglicherweise gelang ihr dieser erst in ihrem zweitletzten Turnier des Jahres – allerdings im Doppel. Als sie mit der Britin Jodie Burrage (24) das WTA-250-Turnier in Cluj (Rum) gewann.

«Ein super Gefühl. Ich war endlich wieder näher an meinem alten Niveau», berichtet Teichmann. Diesen Schwung, dieses Erfolgserlebnis, diese seelische Wohltat könne sie auch fürs Einzel brauchen. Nur halt erst im neuen Jahr, wenn sie das Feld wieder von neuem aufrollen muss. Durch ihren gnadenlosen Absturz im Ranking muss sie sich von der Weltspitze und all den Annehmlichkeiten – von Setzlisten bis Fixticket an den Grand-Slam-Turnieren – verabschieden. Zwischenzeitlich lag sie nur noch auf Position 146, aktuell wird sie als 137. geführt.

Coach-Wechsel? «Wir stehen das zusammen durch»

Doch Teichmann sagt, sie sei gestärkt aus der langen, schwierigen Phase hervorgegangen – total 14 Mal ist sie schon bei ihrem ersten Hauptrundenspiel rausgeflogen: «Es mag komisch klingen: Aber ich kenne mich nun viel besser. Von meinem Spiel bis zu meinen Emotionen. Ich habe viel gelernt.» Aber klar, beschönigen wolle sie ebenfalls nichts, so Teichmann: «Ich lüge euch nicht an: Es war enorm hart in diesem Jahr. Es war emotional. Aber ich bin jetzt nun mal dort, wo ich bin.»

Mentalcoach, Familie, Freunde – und vor allem ihr britischer Trainer Andrew Bettles (30) hätten ihr durch die dunkelsten Stunden geholfen. «Wir stehen das zusammen durch», sagt sie und erklärt, deshalb auch an ihrem Coach festhalten zu wollen. Gemeinsam bestreiten sie im Dezember die Vorbereitung für die Australian Open in Barcelona. Also jenem Ort, an dem Teichmann aufgewachsen ist und der ihr ein wohliges Gefühl vermittelt.

In Australien wird sie den mühseligen Weg über die Qualifikation (ab 8. Januar) nehmen müssen. Doch das soll bereits ein erster Schritt ihres geplanten Comebacks sein: «Ich sehe es als Prozess an. Und ich will mir selbst zeigen, dass ich es noch immer kann.»

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