Im Idealfall profitieren von einem Sponsoring-Deal in der Sportwelt sowohl das Unternehmen als auch die Sportlerin oder der Sportler. Gerät eine Partei in negative Schlagzeilen, kann dies Auswirkungen aufs Gegenüber haben. Wie zum Beispiel bei der Einreise-Posse rund um Novak Djokovic, wo sich Peugeot in der Folge von ihm getrennt hat.
Roger Federer (40) sieht sich aktuell in gewisser Hinsicht mit einer gegenteiligen Situation konfrontiert. Während weltweit zahlreiche Unternehmen sich von Russland abwenden, entscheiden sich gewisse bewusst dagegen – einige finden sich auf Federers Sponsorenliste wieder.
Sein Ausrüster Uniqlo hält an seinen Filialen in Russland fest, auch Lindt & Sprüngli wollte zunächst seine Schoggi-Läden weiter betreiben. Am Mittwoch folgte die Rolle rückwärts.
CS seit Jahren in den Schlagzeilen
Credit Suisse gehört bekanntermassen ebenfalls zu den Sponsoren des «Maestro». In den letzten Jahren machte die CS unter anderem mit der Beschattungsaffäre, Führungswechseln und nicht zuletzt dem Datenleck «Suisse Secrets» viele Negativ-Schlagzeilen. Und auch im Zuge des Ukraine-Kriegs macht die Grossbank keine gute Falle.
Wirft dies ein schlechtes Licht auf den 20-fachen Grand-Slam-Sieger? «Man muss es trennen, schauen, wie der Imagetransfer erfolgt. Sponsoren bedienen sich eher am Image von Roger Federer als umgekehrt. Trotzdem glaube ich, dass solche Schlagzeilen Federer nicht gefallen können», sagt Sportmarketing-Experte Christian Lang.
Bis anhin hat sich Federer auch noch nicht zur aktuellen Situation geäussert. «Er ist vom Typus her eher zurückhaltend, ein korrekter, fairer Sportler. Aber keiner, der klare Statements macht.» Dass dessen Marke einen Schaden davontragen werde, denkt Lang nicht. Obwohl solche Schlagzeilen für Sportlerinnen und Sportler durchaus Folgen haben können.
Nur wenige Sponsoren betroffen
«Er ist so gut und fest verankert in der Gesellschaft, dass ihm das weniger schaden wird.» Dabei helfe auch, dass es nur eine kleine Anzahl seiner Sponsoren betreffe.
Einen Tipp hat der Experte trotzdem: «Ich glaube, er tut gut daran, auch Position zu beziehen. Es ist allerdings ein typischer Reflex der Branche, den man den Sport ‹unpolitisch› halten zu wollen, wenn Sportlerinnen oder Sportler zu gesellschaftlichen Themen öffentlich sprechen. Es ist aber für mich nicht Politik, gegen Krieg zu sein. Das hat mit Menschenrechten zu tun.» Eine Blick-Anfrage an Roger Federer ist bis anhin unbeantwortet geblieben.