Lara Gut-Behrami (30), Olympiasiegerin. Michelle Gisin (28), ebenfalls. Corinne Suter (27), auch sie. Wendy Holdener (28), Silber- und Bronzemedaillen-Gewinnerin. 4'000 Zuschauer feiern an diesem sonnigen Tag in Lenzerheide die Schweizer Ski-Heldinnen von Peking. Die grosse Show gehört allerdings Roger Federer (40)! Die Anwesenheit des Tennis-Maestros löst eine kleine Hysterie aus – auch bei den Ski-Cracks. «Es drehen alle durch. Durchs Band, von Nation A bis Nation Z», so Gisin.
Die Engelbergerin übertreibt nicht. Als die ersten Fahrerinnen das Ziel erreichen, jagt ein Selfie mit Federer das nächste, ein Schwatz folgt dem anderen. Federica Brignone (31) scheint ihr vorzeitiger Gewinn des Super-G-Weltcups nur am Rande zu interessieren. «Roger ist mein Lieblingssportler», sagt sie. Auch Mikaela Shiffrin (26) ist begeistert: «Es ist fast surreal, ihn zu treffen. Eine riesige Ehre.» Ihr zweiter Platz verkommt fast zur Randnotiz, obwohl sie damit einen wichtigen Schritt in Richtung grosse Kristallkugel macht.
Auch die Schweizerinnen sind aus dem Häuschen. Holdener: «Vor meinem Start haben wir Roger oben im TV gesehen. Ich nahm mir vor, ihm später die Hand zu schütteln.» Es wird letztlich sogar mehr, der 20-fache Grand-Slam-Sieger umarmt Holdener. «Da habe ich natürlich nicht Nein gesagt. Er meinte im Gespräch, wir hätten das gut gemacht, weil die Strecke nicht einfach gewesen sei», erklärt sie.
Federer: «Ich fuhr viel zu schnell Ski»
Tatsächlich sorgt die enge Kurssetzung des Tessiners Mauro Pini, dem Trainer von Petra Vlhova (28), für Diskussionsstoff. «Es war kein Genuss, zu fahren», sagt Lara Gut-Behrami. Sie wird trotzdem Dritte. «Es war eng, man hatte keinen Rhythmus. Eigentlich war es ein schnellerer Riesenslalom.» Viele pflichten Gut-Behrami bei. Die Folge? Mehrere sind auf der harten, steilen Piste, überfordert. Nur 33 von 47 erreichen das Ziel, die Rückstände sind riesig. Die Schnellste ist die Französin Romane Miradoli (27) – sie gewinnt beim 127. Anlauf erstmals ein Weltcuprennen.
Aber eben: Irgendwie ist das alles an diesem Bündner Traumtag egal. Federer, der nur wenige Minuten vom Zielgelände entfernt wohnt, sagt zum SRF: «Am Anfang tat es mir leid, dass so viele Fahrerinnen ausgeschieden sind.» Federer blickt auch zurück. «Ich war immer einer, der viel zu schnell Ski fährt. Darum lass ich das seit 2008 eigentlich sein. Aber meine Frau Mirka fährt und auch die Kinder sind schon auf der Piste.»
Gisin: «Zuvorderst bei den Groupies»
Federer gibt auch ein gesundheitliches Update nach seiner Knie-Operation im letzten Sommer. Das Comeback peile er für den Herbst an, erklärt er.
Sicher ist: Gisin wird ihm dann genau zuschauen. «Ich habe Roger schon zweimal live im Stadion gesehen und unzählige Male im TV. Und auch bei der Ski-WM 2017 traf ich ihn. Ich war auch heute sicher zuvorderst bei den Federer-Groupies!»