Spirig ist die Übermutter des Schweizer Sports
«Muttersein hat körperlich auch Vorteile»

Nicola Spirig kehrte nach drei Schwangerschaften jeweils in die Welt des Spitzensports zurück. Für Blick schätzt sie ein, was Belinda Bencic nun erwarten könnte.
Publiziert: 03.11.2023 um 20:59 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2023 um 23:17 Uhr
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Nicola Spirig hat während ihrer Karriere als Triathletin drei Kinder zur Welt gebracht – und kehrte jeweils eindrücklich zurück.
Foto: zvg

Am Freitagmorgen gibt Belinda Bencic (26) ihre Schwangerschaft bekannt. Nach einer Wettkampfpause plant die Weltnummer 14, als Mutter auf die Tennis-Tour zurückzukehren. In der Schweiz kennt sich bei diesem Thema wohl niemand besser aus als Nicola Spirig (41). Die Triathletin wurde 2012 in London Olympiasiegerin. 2013 ist sie erstmals Mutter geworden. 2016 holte Spirig Olympia-Silber. 2017 wurde sie ein zweites Mal Mutter. 2018 holte sie ihren 6. EM-Titel. Und im April 2019 kam das dritte Kind zur Welt, bevor sie 2022 vom Spitzensport zurücktrat. Im Kurz-Interview mit Blick spricht sie über ihre Erfahrungen und verrät, was sie Belinda Bencic mit auf den Weg gibt.

Blick: Nicola Spirig, Belinda Bencic hat am Freitagmorgen verkündet, dass sie Mutter wird. Nach einer Pause möchte sie gerne in den Profisport zurückkehren. Was bedeutet dieser Schritt für eine Spitzenathletin?
Nicola Spirig: Ich habe mich extrem für Belinda gefreut und gratuliere ihr ganz herzlich, es ist eine wunderschöne Nachricht. Auch ich hatte das Privileg, das Muttersein mit dem Spitzensport verbinden zu können. Tennis war für mich dabei als Sportart auch ein Vorbild, weil es dort früh gute Lösungen gab, wie man zurückkommen kann. Man kann im Tennis das Ranking über längere Zeit halten. Und so hat man nach der Geburt eines Kindes auch die Chance, wieder einzusteigen. Ich glaube, das ist sehr positiv. Doch es ist für jede Athletin anders. Es kommt darauf an, ob Belinda das in dieser Form überhaupt möchte. Was für ein Setup hat sie? Wie will sie ihr Leben gestalten? Das ist jedem selbst überlassen. Es wird für sie so oder so eine wunderschöne Erfahrung sein, Mutter zu werden.

Studien zeigen, dass man nach einer Schwangerschaftspause stärker zurückkehren kann. Sie haben dies in Ihrer Karriere bewiesen. Wie haben Sie sich nach Ihrem Comeback gefühlt?
Es gibt ganz viele Puzzleteile. Und es ist ganz sicher nicht einfach, zurückzukehren. Vielleicht hat man körperlich ein paar Vorteile – aber dafür hat man ein Kind zu Hause. Prioritäten ändern sich. Die Familie hat Vorrang. Der Sport steht nicht mehr an erster Stelle. Organisatorisch ist es nicht immer einfach. Es stellt sich auch die Frage, ob man überhaupt die ganze Zeit von Wettkampf zu Wettkampf reisen will. Es gibt so viele Aspekte, daher kann man es nicht verallgemeinern. Jede Frau muss das selbst mit ihrem Umfeld anschauen. Man ist nicht mehr alleine, hat eine Familie mit einer Meinung, die zählt. Daher kann man diese Frage nicht beantworten, aber wie vorhin gesagt: Ich sah es immer als Privileg, beides zu verbinden. Und ich glaube – im Tennis sowieso – haben viele schon gezeigt, dass es möglich ist. Wie sie diesen Weg gehen möchte, werden wir sehen.

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Haben Sie etwas Besonderes aus Ihren Erfahrungen mitgenommen? Was haben Sie aus diesen gelernt?
Ja. Ich glaube, es gibt ganz viele Sachen, die man gar nicht voraussehen kann. Es ist auch jedes Kind, jede Schwangerschaft, jede Geburt wieder anders. Spannend ist, dass es nebst den Problemen tatsächlich auch körperliche Vorteile gibt. Andererseits wechselt man auch die Perspektive. Früher konnte ich mich teils viel zu lange damit beschäftigen, wenn ein Training nicht gut gelaufen ist. Nach meiner ersten Geburt hatte ich gar keine Zeit mehr dafür. Sobald ich nach Hause kam, waren die Kids da und ich dachte nicht mehr darüber nach.

Zum Schluss: Haben Sie einen Tipp für Belinda Bencic?
(Überlegt) Ich wünsche ihr alles Gute, freue mich sehr für sie. Schön ist, wenn man Schritt für Schritt nimmt, flexibel bleiben und sich auch dem Zeitplan des Babys anpassen kann. Wie gesagt: Ich habe es als Privileg angesehen und hoffe, sie findet den Weg, der für sie stimmt.

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