Die Tennisspielerin Marta Kostjuk (19) offenbart auf Twitter, was im Tennis schon seit je her heiss diskutiert wird: die Preisgeld-Diskrepanz zwischen Männer und Frauen.
Die Ukrainerin postet ein Bild, in welchem sie die Preisgeld-Tabellen des WTA-Turniers in Berlin und des ATP-Turniers in Halle gegenüberstellte. Dabei fällt auf, dass der Sieger in Halle 399'170 Euro kassiert, während die Siegerin in der deutschen Hauptstadt nur gerade 55'300 Euro bekommt.
«Sind wir so schlecht?»
Heisst also, bei den Männern verdient der Sieger rund das Siebenfache von dem, was bei den Frauen zu holen ist. Und das obwohl beides Turniere der 500er Kategorie sind. «Sind wir wirklich so schlecht?», fragt Kostjuk mit einem lachenden Emoji. So lustig findet sie diese Tatsache aber wohl nicht.
Der krasse Unterschied wird in der weiteren Betrachtung der Tabellen noch deutlicher. Steht ein Profi in Halle in der zweiten Runde, sind ihm 31'215 Euro sicher. Das sind rund 5000 Euro mehr, als eine Halbfinalistin in Berlin, die sich mit 26'130 Euro begnügen muss.
Ein Grund dürfte wohl die Tradition sein: Halle wird bereits zum 29. Mal ausgetragen, das Turnier in Berlin erst zum zweiten Mal. Dennoch erscheint die Differenz zu stark.
Medien haben Teilschuld Unterschied
Schuld daran sind auch die Medien, findet Eurosport-Expertin Barbara Rittner (49): «Männer-Tennis wird stets übertragen. So ist es ganz klar, dass das Interesse an Rafael Nadal und den Top-Spielern viel grösser ist.» Würde man mehr Frauen-Tennis zeigen, wäre auch dort das Interesse viel grösser. Die ehemalige Tennisspielerin findet zudem, dass auch die Printmedien zu wenig ausgewogen über die Frauen berichten.
Bei Wimbledon erhalten die Sieger im Frauen- und Männer-Einzel bereits seit 2007 das gleiche Preisgeld, dieses Jahr erstmals über zwei Millionen Euro. Doch das Grand-Slam-Turnier wird nicht von der WTA und der ATP, sondern von der internationalen Tennis-Federation (ITF) ausgerichtet. Nichtsdestotrotz nimmt sich die WTA das Rasenturnier als Vorbild. WTA-Präsidentin Micky Lawler: «Mein Traum ist eine Gleichbezahlung von Männern und Frauen im Tennis in zehn Jahren.» (che)