Fast schon philosophisch antwortet Heinz Günthardt (65), Captain des Schweizer Billie-Jean-King-Cup-Teams, auf die Frage, wie er den kommenden Gegner Polen einschätzt: «Auf dem Papier sind sie viel stärker als wir, aber es ist nicht das Papier, das den Ball auf dem Platz schlägt.»
Was steht denn auf diesem Papier? Auf der einen Seite ist die Schweiz, die Weltnummer 3 im Nationenranking, bei der Céline Naef (18) als Weltnummer 148 die bestklassierte Spielerin ist. Ihr Pendant bei den Polinnen: Iga Swiatek (22), die Weltnummer 1. Auch die polnische Nummer 2 Magdalena Frech (WTA 52) liegt im Ranking vor der Frau aus Feusisberg SZ. Mit Magda Linette (WTA 60) hätte die Weltnummer 17 der Nationenrangliste nochmals eine Top-100-Spielerin, aus familiären Gründen ist sie in Biel aber nicht dabei.
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Eine Herkulesaufgabe für ein Schweizer Team, das in der aktuellen Konstellation noch nie angetreten ist. Teamleaderin Belinda Bencic (27) fehlt hochschwanger. «Wenn die Schweiz ohne Bencic spielt, ist es nicht das Gleiche. Sie war immer die Lok, die den Zug zieht», sagt Günthardt. Zudem fällt Viktorija Golubic (31) verletzungsbedingt aus. Neben Naef stehen noch Simona Waltert, Jil Teichmann, Ylena In-Albon und Valentina Ryser im Aufgebot – alle liegen ausserhalb der besten 150 der Welt. Wer soll also das Swiatek-Problem lösen?
Günthardt setzt auf Top-Spielerinnen
«Ich weiss es nicht», sagte Günthardt gegenüber Blick nach der Pressekonferenz am Dienstag. Und diesmal war es nicht die übliche Geheimnistuerei, er war tatsächlich unschlüssig: «Wir haben mehrere Optionen.» Eine davon wäre Teichmann, die mit Abstand über die meiste Erfahrung am BJK-Cup besitzt (zwölf Nominierungen, 10:4 Siege). Zudem ist sie Linkshänderin, was immer ein Ass im Ärmel sein kann.
Allerdings kommt die Bielerin gerade von einer Verletzung zurück und hatte davor schwierige Monate auf der Tour. Das würde wiederum dafür sprechen, dass das Top-Duo Naef und Waltert zum Zug kommen und man so mit der jugendlichen Unbekümmertheit gegen Swiatek und Co. antritt.
Seit Donnerstagmittag herrscht Klarheit: Günthardt setzt auf die Top-Besetzung. Am Freitag wird die Schweizer Nummer 2 Waltert gegen Swiatek antreten, am Samstag soll es Naef mit ihr aufnehmen (kann sich kurzfristig noch ändern). Teichmann soll dann im Doppel (Partie Nr. 5) an der Seite von Naef zum Einsatz kommen. Waltert hat zuletzt bei den Juniorinnen gegen Swiatek gespielt, Naef noch nie.
Schweiz – Polen in Biel
Am 12. und 13. April.
Schweiz:
Céline Naf (WTA 148)
Simona Waltert (WTA 158)
Jil Teichmann (WTA 213)
Ylena In-Albon (WTA 234)
Valentina Ryser (WTA 267)
Polen:
Iga Swiatek (WTA 1)
Magdalena Frech (WTA 52)
Katarzyna Kawa (WTA 178)
Maja Chwalinska (WTA 293)
Die Begegnungen:
Freitag:
Simona Waltert vs. Iga Swiatek
Céline Naef vs. Magdalena Frech
Samstag:
Céline Naef vs. Iga Swiatek
Simona Waltert vs. Magdalena Frech
Céline Naef/Jil Teichmann vs. Katarzyna Kawa/Maja Chwalinska
Die siegreiche Nation qualifiziert sich für die Finals in Sevilla (Sp) im November. Die Verliererinnen treten zuvor noch in den Play-offs (Barrage) an, ebenfalls im November.
Schweiz – Polen in Biel
Am 12. und 13. April.
Schweiz:
Céline Naf (WTA 148)
Simona Waltert (WTA 158)
Jil Teichmann (WTA 213)
Ylena In-Albon (WTA 234)
Valentina Ryser (WTA 267)
Polen:
Iga Swiatek (WTA 1)
Magdalena Frech (WTA 52)
Katarzyna Kawa (WTA 178)
Maja Chwalinska (WTA 293)
Die Begegnungen:
Freitag:
Simona Waltert vs. Iga Swiatek
Céline Naef vs. Magdalena Frech
Samstag:
Céline Naef vs. Iga Swiatek
Simona Waltert vs. Magdalena Frech
Céline Naef/Jil Teichmann vs. Katarzyna Kawa/Maja Chwalinska
Die siegreiche Nation qualifiziert sich für die Finals in Sevilla (Sp) im November. Die Verliererinnen treten zuvor noch in den Play-offs (Barrage) an, ebenfalls im November.
«Wir werden uns nicht verbiegen»
Doch wie schlägt man Swiatek, die vierfache Grand-Slam-Siegerin? «Es gibt keine Zauberformel», sagte Teichmann, die im vergangenen Jahr in Bad Homburg (De) im Achtelfinal gegen die 22-Jährige verlor, am Dienstag. «Sie ist die Nummer 1 der Welt, da gibt es nicht die eine Taktik.» Und dennoch meinte sie: «Swiatek ist nicht unschlagbar.»
Dem pflichtete auch Günthardt bei, erklärte aber die Schwierigkeit: «Die Sache bei ihr ist, dass sie gegen verschiedene Arten von Spielerinnen Probleme hat.» So habe sie im vergangenen Jahr sowohl gegen defensive als auch offensive Athletinnen verloren. «Man kann also nicht sagen, wie man spielen muss, um sie zu schlagen.» Jede müsse sich auf ihr Spiel konzentrieren: «Wir werden uns nicht verbiegen, denn so kann es nicht funktionieren.»
Viktorija Golubic (31) erklärt im Blick die kommende Star-Gegnerin im Billie-Jean-King-Cup: Iga Swiatek (22), Weltnummer eins und Polens Tennis-Aushängeschild, deren Anfänge auf der Tour die Schweizerin genau verfolgte:
«Das erste Mal spielen gesehen habe ich Iga Swiatek, als sie noch eine Juniorin war. Ich dachte mir schon damals: Wow, die ist unfassbar explosiv! Man hat schon da gemerkt, dass viel Potenzial in ihr steckt. Womöglich war sie zu jenem Zeitpunkt noch etwas zu hektisch unterwegs, doch das hat sich mit den Jahren definitiv geändert. Swiateks Spiel hat sich stabilisiert – und sie hat auch körperlich massiv zugelegt. Sie hat herausgefunden, wie sie all ihre Stärken bündeln kann. Iga ist gross, aber keine Riesin. Sie bewegt sich überragend gut und gehört läuferisch zu den Besten. Ich habe noch kaum jemand gesehen, der so gut auf dem Platz herumrutscht. Sie ist pfeilschnell in den Ecken, deckt alle Positionen sehr gut ab. Sie hat sich zu einer echten Naturgewalt entwickelt.
Es ist beeindruckend, wie sie mit Drucksituationen umgeht. Oder wie sie die Bälle beschleunigt. Sie ist eine introvertierte, zurückhaltende Person, doch auf dem Platz ist sie brandgefährlich. Sie kann eine echte Inspiration für andere Tennisspielerinnen sein – auch für mich. Wobei ich gerne auch auf andere Profis schaue, zum Beispiel auf Hsieh Su-Wei aus Taiwan. Sie bringt körperlich nicht viel mit, macht das aber mit ihrem Tennisspiel wieder wett und ist so eine der besten Doppelspielerinnen der Welt geworden.
Das erste Mal, dass ich auf Swiatek traf, war 2019. Wir spielten in der ersten Runde von Wimbledon gegeneinander. Ich gewann 6:2, 7:6. Es war das erste Jahr von Swiatek auf der Tour. Unsere weiteren Duelle gingen aus meiner Sicht allerdings verloren. In Doha verlor ich 2022 trotz zwischenzeitlicher Aufholjagd in drei Sätzen (2:6, 6:3, 2:6). Und danach kassierte ich in Miami leider sogar einen «Bagel» – bei der 2:6, 0:6-Niederlage.
Trotzdem freue ich mich auf die Herausforderung, die nun auf unser Team wartet. Und für die Schweizer Fans in Biel ist ein Auftritt der Weltnummer eins natürlich bombastisch. Besser gehts nicht. Doch die Polinnen verfügen nicht nur wegen Swiatek über eine starke Mannschaft. Darum brauchen wir unbedingt die Unterstützung des Publikums. Kommt zahlreich! Am besten so, dass wir sogar Stehplätze einbauen müssen.»
Viktorija Golubic (31) erklärt im Blick die kommende Star-Gegnerin im Billie-Jean-King-Cup: Iga Swiatek (22), Weltnummer eins und Polens Tennis-Aushängeschild, deren Anfänge auf der Tour die Schweizerin genau verfolgte:
«Das erste Mal spielen gesehen habe ich Iga Swiatek, als sie noch eine Juniorin war. Ich dachte mir schon damals: Wow, die ist unfassbar explosiv! Man hat schon da gemerkt, dass viel Potenzial in ihr steckt. Womöglich war sie zu jenem Zeitpunkt noch etwas zu hektisch unterwegs, doch das hat sich mit den Jahren definitiv geändert. Swiateks Spiel hat sich stabilisiert – und sie hat auch körperlich massiv zugelegt. Sie hat herausgefunden, wie sie all ihre Stärken bündeln kann. Iga ist gross, aber keine Riesin. Sie bewegt sich überragend gut und gehört läuferisch zu den Besten. Ich habe noch kaum jemand gesehen, der so gut auf dem Platz herumrutscht. Sie ist pfeilschnell in den Ecken, deckt alle Positionen sehr gut ab. Sie hat sich zu einer echten Naturgewalt entwickelt.
Es ist beeindruckend, wie sie mit Drucksituationen umgeht. Oder wie sie die Bälle beschleunigt. Sie ist eine introvertierte, zurückhaltende Person, doch auf dem Platz ist sie brandgefährlich. Sie kann eine echte Inspiration für andere Tennisspielerinnen sein – auch für mich. Wobei ich gerne auch auf andere Profis schaue, zum Beispiel auf Hsieh Su-Wei aus Taiwan. Sie bringt körperlich nicht viel mit, macht das aber mit ihrem Tennisspiel wieder wett und ist so eine der besten Doppelspielerinnen der Welt geworden.
Das erste Mal, dass ich auf Swiatek traf, war 2019. Wir spielten in der ersten Runde von Wimbledon gegeneinander. Ich gewann 6:2, 7:6. Es war das erste Jahr von Swiatek auf der Tour. Unsere weiteren Duelle gingen aus meiner Sicht allerdings verloren. In Doha verlor ich 2022 trotz zwischenzeitlicher Aufholjagd in drei Sätzen (2:6, 6:3, 2:6). Und danach kassierte ich in Miami leider sogar einen «Bagel» – bei der 2:6, 0:6-Niederlage.
Trotzdem freue ich mich auf die Herausforderung, die nun auf unser Team wartet. Und für die Schweizer Fans in Biel ist ein Auftritt der Weltnummer eins natürlich bombastisch. Besser gehts nicht. Doch die Polinnen verfügen nicht nur wegen Swiatek über eine starke Mannschaft. Darum brauchen wir unbedingt die Unterstützung des Publikums. Kommt zahlreich! Am besten so, dass wir sogar Stehplätze einbauen müssen.»