Neue Biografie enthüllt
Federer plagten nach Peter Carters Unfall-Tod Schuldgefühle

Eine neue Federer-Biografie beleuchtet die Rolle, die Rogers Familie beim tragischen Tod von Ex-Coach Peter Carter († 2002) spielte.
Publiziert: 24.08.2021 um 18:32 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2021 um 10:48 Uhr
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Peter Carter (r.) war für Roger Federer nicht nur ein Trainer, sondern auch ein Freund.
Foto: imago sportfotodienst

Es ist die traurigste Episode in Roger Federers Leben: Am 1. August 2002 verunfallte sein Ex-Coach Peter Carter (†37) auf seiner Hochzeitsreise im Krüger Nationalpark in Südafrika tödlich. Mit dem Australier verlor der junge Roger nicht nur seinen einflussreichsten Trainer, sondern auch einen väterlichen Freund.

In seiner neuen Federer-Biografie «The Master» schreibt Journalist Christopher Clarey, dass Federer nach Carters Unfall-Tod neben einer unendlichen Trauer auch Schuldgefühle plagten. Denn: Die Familie Federer spielte bei der verhängnisvollen Reise eine bisher kaum bekannte, aber nicht unerhebliche Rolle. Clarey schreibt in seinem Buch: «Federers Mutter Lynette hatte mitgeholfen, die Reise zu organisieren. Und Roger selbst hatte Carter und dessen Schweizer Frau Silvia oft empfohlen, nach Südafrika zu fliegen.»

«Schuld mischte sich mit Trauer»

Umso tragischer, dass das Geländefahrzeug mit Carter auf dem Rücksitz bei einem Ausweichversuch von der Strasse abkam und von einer Brücke stürzte. Clarey weiter: «Eine Woche vor seinem 21. Geburtstag wurden Rogers ohnehin gewaltigen Gefühle noch von der Rolle beeinflusst, die Federers Familie bei Carters Reise spielte. Schuld mischte sich mit Trauer.» Und Sven Groeneveld, damals Cheftrainer beim Schweizer Tennisverband, bestätigt: «Das hat ihn am meisten geschmerzt.»

Zum Zeitpunkt des Unfalls weilte Federer mit Peter Lundgren an einem Turnier in Toronto. Der Schwede hatte zwei Jahre zuvor Carter als Federer-Coach abgelöst und musste nun seinem Schützling die Hiobsbotschaft überbringen. Er hinterliess Roger, der nach seinem Out in der Stadt unterwegs war, Nachrichten auf dem Handy. Weinend rannte der Jungspund zurück ins Hotel. Lundgren erinnert sich so an jene Nacht in Toronto: «Roger kam zu mir ins Hotelzimmer und sah mich einfach nur an. Ich sah scheisse aus, was in so einer Situation normal ist. Ich war leer. Es war so hart für Roger und mich. Peter und ich standen uns sehr nah. Wir verbrachten viel Zeit zusammen. Roger verlor seinen ehemaligen Coach und Freund. Ich weiss, wie viel Peter Roger bedeutete. Es war für uns beide das erste Mal, dass wir so etwas durchmachen mussten.»

«Roger war komplett am Boden»

Zwei Wochen nach dem Unfall flog Roger aus Nordamerika zurück in die Schweiz, um in Basel zusammen mit Familie und Freunden Abschied zu nehmen. Yves Allegro, Federers langjähriger Doppel-Partner im Davis Cup, erinnert sich: «Roger war komplett am Boden. Du konntest es an seiner Körpersprache erkennen. Und er konnte nicht aufhören, zu weinen. Ich glaube, er hat während der ganzen Beerdigung durchgeweint, eineinhalb Stunden. Es war hart, solchen Kummer zu sehen. Aber ich denke, im Moment von Peter Carters Tod ist Roger ein Mann geworden. Es war quasi das erste Mal, dass er mit etwas Schlimmen fertig werden musste. Zuvor erreichte er schnell die Top 100, verdiente gutes Geld. Seine Familie war gesund. Seine Eltern waren zusammen. Und er war bereits glücklich mit Mirka liiert. Es lief also alles wie geschmiert. Und dann verlor er eine der wichtigsten Personen in seinem Leben.»

Autor Clarey glaubt, dass Carters Tod ein Wendepunkt in Federers Karriere darstellt: «Hinter der Entwicklung vom Talent zu einem der grössten Spieler aller Zeiten stecken viele Faktoren. Carters Tod ist dabei aber vielleicht sogar der entscheidende. Federer verstand, dass sein Erfolg dem viel zu kurzen Leben von Peter Carter einen grösseren Sinn ergab.» (cmü)

The Master: The Brilliant Career of Roger Federer

Autor Christopher Clarey arbeitet seit 1991 als Journalist für die «New York Times». Seit 20 Jahren begleitet er als Tennis-Reporter Roger Federer. Basierend auf unzähligen Interviews mit Federer, seinem Umfeld und seinen Rivalen ist die Biografie «The Master: The Brilliant Career of Roger Federer» entstanden. Das gut 400 Seiten umfassende Buch ist seit Dienstag auf Englisch erhältlich.

Autor Christopher Clarey arbeitet seit 1991 als Journalist für die «New York Times». Seit 20 Jahren begleitet er als Tennis-Reporter Roger Federer. Basierend auf unzähligen Interviews mit Federer, seinem Umfeld und seinen Rivalen ist die Biografie «The Master: The Brilliant Career of Roger Federer» entstanden. Das gut 400 Seiten umfassende Buch ist seit Dienstag auf Englisch erhältlich.

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