Dass eine Sport-Ikone wie Roger Federer seine Karriere beendet, ist an sich eine grosse Sache. Die Art und Form, wie der 41-Jährige von der Profi-Bühne abgetreten ist, sucht aber seinesgleichen. Mit Rafael Nadal und Novak Djokovic standen ihm seine grössten Rivalen zur Seite.
Als Federer mit stehenden Ovationen der O2-Arena geehrt wird und als das Highlight-Video der Karriere des Maestros über die Bildschirme flimmert, brechen auch bei Nadal alle Dämme. «Mit Roger, der die Tour verlässt, geht auch ein wichtiger Teil meines Lebens. Er war in wichtigen Momenten meines Lebens entweder vor mir oder an meiner Seite», sagt Nadal im Anschluss. Sie haben am Freitag zusammengespielt, gelacht und geweint.
Nadal wolle unbedingt dabei sein
Dass es dem Mallorquiner ein hohes Anliegen war, beim Abschied seines Freundes dabei zu sein, zeigt, was er auf sich genommen hat. Er reiste kurz vor Turnierstart von seiner schwangeren Frau in Richtung London ab. Auf dem Court trat er an Federers Seite an, obwohl er sich in New York erneut den Bauchmuskel gerissen hat, wie er gegenüber Eurosport zugab.
Während der Partie gegen Jack Sock und Frances Tiafoe kämpfte der 36-Jährige schon mit den Emotionen. «Die ersten Aufschläge waren für mich sehr schwierig. Ich habe ein bisschen gezittert. Es war ein schwieriger Tag, um alles zu verarbeiten, und am Ende wurde alles super emotional.»
Das Doppel «Fedal» war das perfekte letzte Kapitel in der Profi-Karriere Federers. Mit Djokovic sass aber sein zweiter grosser Widersacher auf seiner Bank, gehörte zu den ersten Gratulanten, nachdem die Partie vorbei gewesen war. Als der Baselbieter seine Familie auf dem Court in Empfang nahm, hatte auch der Serbe Tränen in den Augen.
«Letzten zwei Tage waren tough»
So ging der grosse Wunsch Federers in Erfüllung: bei seinem letzten Mal nicht alleine auf dem Platz zu sein. «Die letzten zwei Tage waren tough», gibt er zu. So spielten seine Teamkollegen eine wichtige Rolle, da er in gewissen Momenten am grossen Tag nervös geworden sei. In solchen Augenblicken half die Gemeinschaft. «Die typische Albernheit kommt auf, man vergisst alles und unterhält sich gut.»
Vor einem Moment hatte Federer aber die ganze Zeit Respekt: am Mikrofon sprechen. Es war aber der Augenblick, der für Gänsehaut sorgte. Unter Tränen muss er immer wieder innehalten, kann aber trotzdem noch scherzen, dass er es besser mache als in seinen Visionen. Als er über Ehefrau Mirka spricht, brechen schliesslich alle Dämme. «Mirka hätte mich schon lange stoppen können. Aber das hat sie nicht. Sie hat mir erlaubt, weiterzuspielen. Danke.»