Leonid Stanislawski ist ein Rekordmann im Tennis. Der 98-Jährige ist offiziell der älteste Tennisspieler der Welt – inklusive Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde. Der Ukrainer musste wegen des Kriegs aus seiner Heimatstadt Charkiw flüchten. In Polen geht er nun weiter seiner Leidenschaft nach. Und hat noch einen besonderen Wunsch.
Eigentlich wollte Stanislawski seine Heimat gar nicht verlassen. Weil er schwerhörig ist, hörte er die Bomben und die Alarmsirenen oft gar nicht. Er hoffte, der Krieg möge schnell vorbei sein und plangte darauf, wieder in Ruhe Tennisspielen zu können.
«Er ist immer noch in einer super Verfassung»
Doch die Millionenmetropole Charkiw, die zweitgrösste Stadt der Ukraine, wird von den Russen seit Wochen brutal bombardiert. Stanislawskis Tochter Tanya hat es schliesslich geschafft, ihren Vater aus der Frontstadt im Nordosten des Landes nach Polen zu lotsen – eine Flucht in die Freiheit.
In Polen lässt es sich der Tennis-Opa nicht nehmen, wieder auf dem Court zu stehen und von grossen Duellen zu träumen. Träume, die auch in Erfüllung gehen. So spielte Stanislawski beispielsweise gegen die ehemalige Weltnummer zwei der Welt, Agnieszka Radwanska. «Es war ein grosses Vergnügen», schreibt die Polin auf Instagram, «Leonid ist immer noch in einer super Verfassung. Ich bin sehr glücklich, dass ich ihm den Wunsch erfüllen konnte, mit mir zu spielen.»
Im Herbst hatte der rüstige Opa bereits Raffael Nadal (35) in dessen Akademie in Mallorca besucht und einige Bälle mit dem Spanier gewechselt. Sein grosser Traum sei es jetzt noch, mit Roger Federer (40) zu spielen. Auch die neue Weltnummer eins der Frauen, Iga Swiatek (20), steht noch auf Leonids Wunschliste.
Spielt Tennis seit über 60 Jahren
Das wäre dann eine sehr gute Vorbereitung für Stanislawski, der Tennis spielt, seitdem er 30 Jahre alt ist. Denn in einigen Wochen steht die Weltmeisterschaft der Tennissenioren in Florida an. Und der Rekordhalter will mit von der Partie sein.
Vielwichtiger ist Stanislawski aber, dass der Krieg in der Ukraine endet und er in zwei Jahren noch seinen 100. Geburtstag feiern kann. Im zweiten Weltkrieg war er als Ingenieur tätig, wirkte am Bau sowjetischer Kriegsflugzeuge mit. «Ich hätte nie gedacht, dass ich einen weiteren schrecklichen Krieg erleben würde.» (smi)