Im Strafprozess gegen Boris Becker gehen am Donnerstag (10 Uhr Ortszeit, 11 Uhr MESZ) in London die Beratungen der Jury weiter. Richterin Deborah Taylor hatte die Geschworenen am Mittwochnachmittag am Southwark Crown Court aufgerufen, alles im Prozess Gehörte zu berücksichtigen und eine gemeinsame Entscheidung zu finden.
Wie lange es dauert, bis die Jury ihr Urteil darüber fällt, ob sie Becker in den 24 Anklagepunkten jeweils für schuldig befindet oder nicht, ist völlig unklar. Dies kann theoretisch binnen weniger Stunden geschehen, aber auch tagelange Diskussionen hinter geschlossenen Türen sind möglich. Becker muss sich währenddessen bereithalten, weil jederzeit die Entscheidung verkündet werden kann.
Verteidigung über Becker: naiv – aber unschuldig
Ihm wird vorgeworfen, Vermögen wie Immobilien, Konten und wichtige Trophäen in dem Insolvenzverfahren gegen ihn nicht ordnungsgemäss angegeben zu haben. Der 54-Jährige weist die Vorwürfe entschieden zurück. Theoretisch könnten ihm bis zu sieben Jahre Haft drohen.
Staatsanwältin Rebecca Chalkley sieht die Vorwürfe in allen 24 Anklagepunkten als erwiesen an. Becker habe die Vermögensbestandteile absichtlich verschwiegen und schiebe nun die Schuld seinen Beratern zu, die sich nach seinen Angaben um alle finanziellen Fragen kümmerten, sagte Chalkley.
Verteidiger Jonathan Laidlaw betonte hingegen, Becker sei zwar naiv und habe sich nicht um seine Finanzen gekümmert. Er sei aber unschuldig. Es sei kein Verbrechen, sich auf Berater zu verlassen. Zudem seien ihm nach seiner gerichtlich angeordneten Privatinsolvenz 2017 nicht frühzeitig seine Rechte und Pflichten deutlich gemacht worden, sagte Laidlaw. (SDA)