Konkurrenz tobt, Experte zweifelt – bleibt er auf dem Thron?
Die wichtigen Fragen zu Sinners Doping-Fall

Der Tennis-Weltranglistenerste Jannik Sinner wird von zwei positiven Dopingtest freigesprochen. Nun tobt die Konkurrenz und ein Experte zweifelt an Sinners Erklärung. Der Italiener selbst bleibt aber auf dem Tennis-Thron.
Publiziert: 21.08.2024 um 14:03 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2024 um 10:18 Uhr
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Jannik Sinner wurde im März doppelt auf Clostebol getestet.
Foto: Sven Thomann
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Nicolas HorniSportredaktor

Was ist passiert?

Im März wurde Jannik Sinner mit einem niedrigen Wert an Metaboliten von Clostebol – einem verbotenen Steroid, das zum Muskelaufbau verwendet werden kann – positiv getestet. Auch eine weitere Probe ergab einen positiven Befund, Sinner wurde automatisch vorläufig gesperrt.

Nach einer Einsprache wurde diese aber aufgehoben. Sinner soll von seinem Physiotherapeuten versehentlich mit der Substanz kontaminiert worden sein. Der Physio hatte ein in Italien frei verkäufliches Spray auf einen Schnitt an seiner eigenen Hand aufgetragen und anschliessend Behandlungen an Sinner durchgeführt.

Die ITIA akzeptierte die Erklärung und dass der Verstoss nicht vorsätzlich war. Sinner wurde Mitte August von einem Gericht freigesprochen.

Was sagt Sinner zum Fall?

«Ich werde diese herausfordernde und zutiefst unglückliche Zeit nun hinter mir lassen», sagt er in einer Erklärung, die er am Montagabend veröffentlicht. Und: «Ich werde weiterhin alles tun, um sicherzustellen, dass ich auch in Zukunft das Anti-Doping-Programm der ITIA einhalte.»

Sein Trainer Darren Cahill verteidigt ihn in einem Interview mit dem US-Sender ESPN: «Er ist unfassbar professionell. Er würde nie etwas absichtlich tun. Er war in einer unglücklichen Situation. Die Wahrheit ist raus, es gab keinen Fehler oder Fahrlässigkeit, und hoffentlich kann er das hinter sich lassen, weiterspielen und besser werden.»

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Was sagt die Konkurrenz?

Einige von Sinners Gegnern toben. «Lächerlich – ob es nun ein Versehen oder geplant war», schreibt Nick Kyrgios auf «X». «Wenn du zweimal auf eine verbotene Substanz (Steroide) getestet wirst, solltest du für 2 Jahre gesperrt werden. Deine Leistung wurde gesteigert. Massagecreme. Ja, klar.»

«Das ist lächerlich. Steroide durch eine Massage?? Die ATP kümmert sich um seine Geldmacher», nervt sich der US-Amerikaner Tennys Sandgren auf «X». Sauer ist auch der Franzose Lucas Pouille: «Vielleicht solltet ihr aufhören, uns für dumm zu verkaufen, oder?»

Auch der Kanadier Denis Shapovalov ist mässig begeistert: «Ich kann mir nicht vorstellen, was andere Spieler fühlen, die wegen verunreinigter Substanzen gesperrt wurden. Verschiedene Regeln für verschiedene Spieler.»

Was meinen die Experten?

«Wenn jemand eine Schnittwunde hat, wie es bei dem Physio von Sinner der Fall gewesen sein soll, dann schmiert man die Salbe ja nicht pfundweise drauf. Sondern eher dünn. Auch wenn er ihn jeden Tag massiert, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass das Clostebol in solchen Mengen durch die Haut eindringt, dass es im Dopingtest auffällt», sagt der Doping-Experte Fritz Sörgel zu «Sport1».

«Das stinkt zum Himmel. Diese Methode der Ausrede, dass es über die Haut aufgenommen wird, wird in letzter Zeit verstärkt verwendet. Und das ist nun ein weiterer Fall», meint Sörgel weiter.

Wie gehts weiter?

Die Spielervereinigung ATP ist zufrieden mit dem Freispruch, für die ITIA ist der Fall mit Sinners Begründung abgeschlossen. Nicht so für die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Diese will die Entscheidung zunächst «sorgfältig prüfen», wie sie mitteilt. Man behalte sich aber das Recht vor, beim internationalen Sportgerichtshof in Lausanne Berufung einzulegen.

Bleibt er die Nummer 1?

Ja. Sinner werden die 400 Ranglistenpunkte und das Preisgeld von 300’000 Euro von Indian Wells wieder abgezwackt. Sein Vorsprung auf den Weltranglisten-Zweiten Novak Djokovic ist aber so gross, dass Djokovic ihn nicht vom Tennis-Thron stösst.

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