Die Verteilung der Preisgelder im Profitennis begleitet den Zirkus wie die Frage nach dem besten Spieler aller Zeiten. Turniere lassen zwar immer mehr Geld fliessen, doch davon profitieren vor allem die Topstars. Die Spieler ausserhalb der Top 100 müssen dagegen teilweise stark untendurch.
Einer von ihnen ist Sumit Nagal. Der 26-jährige Inder ist die Nummer eins in seinem Land und immerhin die Nummer 159 der Welt. Trotzdem klagt er über Geldnot, wie er im Interview mit der indischen Nachrichtenagentur PTI offenbart: «Wenn ich auf mein Bankkonto schaue, habe ich jetzt so viel, wie ich am Anfang des Jahres hatte – 900 Euro.»
Von der «Maha Tennis Foundation» und der indischen Ölfirma IOCL habe er zwar monetäre Unterstützung erhalten, doch die hilft nur, dass er nicht ins Minus rutscht. «Ich muss alles, was ich verdiene, direkt wieder ausgeben», sagt Nagal, der ohne grossen Sponsor auskommen muss. Die Schläger und Schuhe würden von Ausrüster Yonex übernommen. Reisen kann er nur mit einem Coach, den Physio auch mitzunehmen, vermag er nicht.
«Ich habe aufgegeben»
In diesem Jahr nahm er bislang an 24 Turnieren teil (vorwiegend auf Challenger-Stufe) und verdiente dabei rund 74'000 Euro, gut 20'000 allein durch seine Niederlage in der ersten Qualifikationsrunde an den US Open. Aber: «Die jährlichen Kosten, um mit einem Trainer zu reisen, belaufen sich auf rund 100'000 bis 120'000 Euro.» Bislang spielte er rund 700'000 Euro in seiner Karriere ein.
Nagal fühle sich vom Staat und dem Tennisverband nicht unterstützt, obwohl er der beste Spieler im Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern ist. Er war der erste indische Tennis-Profi, der sich für ein Grand-Slam-Turnier qualifizieren und ein Spiel gewinnen konnte. Dazu ist er auch der erste Inder, der an Olympia eine Runde überstand (Tokio 2021). «Es ist so schwierig, in Indien finanziellen Support zu finden. Ehrlich gesagt, ich weiss nicht, was ich machen soll. Ich habe aufgegeben.»
Neuer Sponsoren-Deal und ATP-Grundeinkommen als Rettung?
Doch nun ist sein Hilferuf erhört worden. Das US-amerikanische Getränkeunternehmen Gatorade hat dem Inder einen Dreijahresvertrag angeboten. «Ich bin zutiefst gerührt und dankbar, dass mit Gatorade die Hand reicht», sagt Nagal. Auch die Delhi Lawn Tennis Association (DLTA) hat versprochen, dem Tennis-Profi eine Summe zu überweisen.
Und sollte sich der 26-Jährige in den Top 250 der Welt halten können, würde er ab 2024 auch vom Grundeinkommen, das die ATP einführen will, profitieren. Als Weltnummer 159 wären ihm dann rund 136'000 US-Dollar sicher. (che)