Diese Affiche lässt die Herzen aller Tennisfans höher schlagen. In Wimbledon brandet Jubel auf, als die Platzspeakerin nach dem Viersatz-Sieg von Stan Wawrinka (38) über Tomas Martin Etcheverry (23/6:3, 4:6, 6:4, 6:2) verkündet, dass der nächste Gegner nun Novak Djokovic (36) heisse. Ein Top-Duell auf dem Centre Court. Eines mit Geschichte, eines mit ordentlich Schmackes!
Es ist Wawrinkas grösster Match seit Jahren – und der emotionale Höhepunkt nach langer Leidenszeit. Das letzte Mal, dass er bei einem Grand-Slam-Turnier in einer dritten Runde stand, war 2020 an den French Open. Knie- und Fussprobleme machten ihm lange zu schaffen. Erst im März 2022 kehrte er zurück, nach einem ganzen Jahr ohne Turnierteilnahme.
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Wawrinka erlebt gerade den x-ten Frühling seiner Karriere, die mit drei Grand-Slam-Titeln so gut geschmückt ist wie bei nur wenigen im Tableau der diesjährigen Wimbledon-Ausgabe. Neben dem Waadtländer haben nur Djokovic (23 Titel), Andy Murray (3), Carlos Alcaraz, Daniil Medwedew und Dominic Thiem (je 1) ebenfalls auf Major-Ebene triumphiert.
Von so manch einem Konkurrenten hat Wawrinka bereits Legenden-Status zugeschrieben bekommen, sein Ansehen auf der Tour ist immens. Nicht zuletzt wegen der Duelle mit seinem nun kommenden Widersacher.
Grosse Siege gegen Djokovic
Wawrinkas Djokovic-Akte ist ordentlich dick: Sie ist prall gefüllt mit besonderen Begegnungen. Vor jedem seiner drei Grand-Slam-Siege hat «Stan the Man» den Serben geschlagen: 2014 im Viertelfinal der Australian Open, 2015 im Final von Roland Garros und 2016 im Endspiel der US Open.
Die Gesamtstatistik spricht aber klar gegen Wawrinka. Er hat bloss 6 von 26 Duellen gewonnen. Im Platzinterview spässelt er dann auch gleich: «Verraten Sie mir ja nicht das Score!» Dann fügt er lachend an: «Ich werde es geniessen, gegen Djokovic zu spielen – sofern ich nicht demontiert werde.»
Wawrinka betont mehrfach seine Aussenseiterrolle. Er fragt in die Medienrunde: «Haben Sie Novak spielen sehen? Nennen Sie mir nur eine einzige Schwäche in seinem Spiel.» Und weiter: «Ich liebe es einfach, ihm zuzusehen. Es ist einfach wunderbar.»
Premiere auf Rasen
Auf die Frage, wie er denn Djokovic auf seinem Weg zum achten Wimbledon-Titel – dem Rekord von Roger Federer – stoppen könnte, meint er: «Ich werde mein allerbestes Tennis auspacken müssen. Das ist allerdings lange her. Es wird interessant sein, zu sehen, wozu ich noch fähig bin.» Wenigstens auf mentaler Ebene dürften sich die beiden noch auf Augenhöhe begegnen. Beide haben schon zur Genüge bewiesen, dass sie im Fünfsätzer-Format niemals abzuschreiben sind.
Es ist die erste Partie zwischen Wawrinka und Djokovic in Wimbledon und überhaupt auf Rasen-Unterlage. Stan meint: «Wir hatten schon grosse Schlachten an anderen Turnieren, ein Spiel hier auf dem Centre Court hat mir aber noch gefehlt. Ich freue mich, dass sich diese Lücke nun schliesst.» Und dann stapelt er – mit einem Augenzwinkern – extra noch einmal tief: «Ich werde morgen gegen Novak spielen. Und den Rest des Turniers schaue ich ihm dann zu.»