Besucht sie Tunesien, kann sie sich vor Fans kaum retten – jetzt schaut das ganze Land, ja ein ganzer Kontinent, gebannt nach Wimbledon: Ons Jabeur ersetzt ihre Heimat in Ausnahmezustand. Die 28-Jährige ist zur grossen Hoffnungsträgerin von Millionen Menschen geworden.
Die Weltnummer sechs steht nach einem unglaublichen Turnierverlauf im Wimbledon-Final gegen die Tschechin Marketa Vondrousova (24/WTA 42) und sagt: «Ich hoffe, ich kann Geschichte schreiben. Nicht nur für Tunesien, sondern auch für Afrika.» Sie wäre die erste afrikanische Frau, die eine Grand-Slam-Trophäe in die Höhe stemmen könnte.
Was sie in diesem Jahr noch heisser auf den Titel macht: Sie hat im Vorjahr das Endspiel auf dem heiligen Rasen verloren. In drei Sätzen unterlag sie damals der Kasachin Elena Rybakina. Und wenig später verlor sie im US-Open-Final gegen Iga Swiatek (22, Pol).
«Wir lieben dich – egal, ob du gewinnst oder verlierst»
Jetzt soll es im dritten Anlauf endlich klappen. Die Niederlagen taten den Begeisterungsstürmen, die Jabeur entgegenschlagen, keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Frau aus Monastir wächst zur Ikone heran. Und sie hat sich in den letzten Jahren auch auf der Tour einen Namen gemacht. Jabeur gilt als eine der beliebtesten und lustigsten Spielerinnen in der Garderobe, verschiedene Videos untermauern dies.
Die Fans haben ihr wegen ihrer Fröhlichkeit den Übernamen «Minister of Happiness» verpasst. «Es ist wunderschön. Die Leute sagen mir: Wir lieben dich – egal, ob du gewinnst oder verlierst», sagt Jabeur, angesprochen auf die hohen Erwartungen vor dem Wimbledon-Final.
Dass Jabeur überhaupt dort steht, ist ein enormer Kraftakt ihrerseits. Gegen Bianca Andreescu (dritte Runde), Rybakina (Viertelfinal) und Aryna Sabalenka (Halbfinal) hat sie jeweils nach Satzrückstand die Wende geschafft. Im Final gegen Vondrousova würden sie und ihre Millionen Fans auf diesen Nervenkitzel bestimmt gerne verzichten.