Augen reiben und leer schlucken nützt auch am Morgen danach nichts. Roger Federer ist in Wimbledon nach den Viertelfinals weg vom Fenster. So früh wie seit dem überraschenden Out in der 2. Runde vor fünf Jahren gegen Stachowski nicht mehr.
Ausgerechnet bei seinem Lieblings-Major muss er nun tatenlos zuschauen, wie Rafael Nadal, Novak Djokovic, John Isner oder Kevin Anderson den Titel holen. Die Enttäuschung sitzt beim 36-Jährigen gewiss tief. Viel tiefer aber noch bei seinen Fans.
Die Erwartungshaltung an den achtfachen Wimbledon-Sieger war im Vorfeld bei seinen Anhängern spürbar gross. Mit seiner bisher tollen Saison erwartete jeder, dass er locker den Triumph aus dem Vorjahr wiederholen wird.
Die Titel an den Australian Open, in Rotterdam und Stuttgart sowie die Final-Einzüge in Indian Wells und Halle und die zwischenzeitliche Nummer-1-Position setzten die Latte hoch an. Vor der Niederlage gegen Anderson stand Federers Bilanz 2018 bei starken 29:3 Siegen.
Nach seiner Australian-Open-Halbfinal-Pleite 2008 gegen Djokovic sagte er damals: «Ich habe ein Monster geschaffen, das jedes Turnier gewinnen muss. Jede Woche zu gewinnen, bedeutet, dass, wenn ich nur schon einen Satz verliere, die Leute sagen, ich spiele schlecht.»
Ein solches Monster hat Roger in den letzten Monaten in den Köpfen wieder geweckt. Deshalb ist der Schock umso grösser, dass er schon out ist. Das vorzeitige Aus ist aber kein Drama. Es beweist nur, dass es in der heissen Phase eines Grand Slams eine Top-Leistung von A bis Z braucht, um vorne mitreden zu können. Und die konnte er für einmal nicht abrufen. (rib)