Hand aufs Herz, hätten Sie nach dem zweiten Satzgewinn von Roger Federer gegen Kevin Anderson noch einen Rappen auf den Aussenseiter gesetzt? Nur Spekulanten wären das Risiko eingegangen. Zu beeindruckend verlief bis zu jenem Moment Federers Wimbledon-Kampagne 2018. Doch im Sport kanns schnell und unerwartet gehen.
Das muss auch ein Ausnahme-Athlet wie Federer von Zeit zu Zeit schmerzlich erfahren. Eine Erklärung auf die Schnelle zu finden, ist kurz nach einer Niederlage wie gestern schwierig – und auch gar nicht nötig. Roger bringt es an der Pressekonferenz auf den Punkt: «Manchmal läuft einem ein Match wie Sand durch die Hände. Das kann passieren.»
Vielleicht wird er am Sonntag den Final am TV anschauen und sich dennoch einen kurzen Moment ärgern, dass er nur einen Punkt vom Sieg über Anderson entfernt war.
Das vorzeitige Aus ist aber kein Drama. Es beweist nur, dass es in der heissen Phase eines Grand Slams eine Top-Leistung von A bis Z braucht, um vorne mitreden zu können. Diese Leistung konnte Federer für einmal nicht abrufen. Denn am Ende entscheiden Nuancen auf diesem Niveau.
Mit dem märchenhaften achten Triumph letztes Jahr hat er den Fans und sich selber das grösste emotionale Geschenk schon damals gemacht. Das zu toppen, ist schwer. 2019 wird Federer den nächsten Anlauf nehmen, um noch einmal Wimbledon zu gewinnen. Die Aufgabe wird nicht einfacher. Seine Motivation und der Biss sind aber nach wie vor gross.