Günthardt: «Auf Rasen ist er noch stärker»
Djokovic stürmt Federers Wohnzimmer

Novak Djokovic (36) steht vor seiner nächsten historischen Mission. In Wimbledon ist er Top-Favorit und kaum zu schlagen – oder doch?
Publiziert: 28.06.2023 um 00:16 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2023 um 13:43 Uhr
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Novak Djokovic (l.) könnte mit einem weiteren Titel in Wimbledon zum Rekord von Roger Federer aufschliessen.
Foto: keystone-sda.ch
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Marco PescioReporter Sport

Novak Djokovic gehts vor Wimbledon langsam an. Nach seinem Triumph in Roland Garros hat er kein einziges ATP-Turnier bestritten. Einzig ein Showmatch in Hurlingham (GB) gegen Frances Tiafoe steht als Rasen-Vorbereitung auf seiner Agenda. Ist es die Ruhe vor dem Sturm?

In der Vergangenheit ist der 36-jährige Serbe gut gefahren mit dieser Taktik vor Wimbledon. 2022 hat er an der Church Road den Titel eingefahren, ohne davor auf Gras ein offizielles Spiel bestritten zu haben. Auch zuletzt hat er immer wieder betont, mit zunehmendem Alter seine Prioritäten neu zu setzen. Grand-Slam-Turniere stehen über allem. Und: die Rekordjagd.

Durch seinen French-Open-Sieg vor zweieinhalb Wochen stiess er die Türe zu ganz neuen Sphären auf. Dank seines 23. Major-Titels hat er die alleinige Männer-Bestmarke bereits im Sack. Nun könnte er schon in London zum Allzeit-Rekord von Margaret Court und ihren 24 Grand-Slam-Trophäen aufschliessen. Auch wäre der Titel auf heiligem Rasen ein weiterer Schritt in Richtung Kalender-Grand-Slam (alle vier grossen Turniere in einem Jahr), den seit Rod Laver 1969 kein Mann mehr realisieren konnte.

Hinzu würde er es sich im Wohnzimmer von Roger Federer (41) noch gemütlicher machen als ohnehin schon – beide stünden dann bei der Rekordzahl von acht Siegen in Wimbledon.

Paris war für Alcaraz eine Lektion

Djokovic wäre auch 2023 der logische Überflieger. Die Statistik spricht für sich: Seit 2018 (!) hat er in Wimbledon kein einziges Match mehr verloren – und immer den Titel geholt. Mit Ausnahme von 2020, als die Championships wegen der Pandemie nicht ausgetragen wurden.

Auch Blick-Tennisexperte Heinz Günthardt (64) sagt: «Novak ist der Mann, den es zu schlagen gibt. Er ist auf Rasen eigentlich noch stärker einzustufen als zuletzt auf Pariser Sand.» Wer soll ihn da noch stoppen?

Der Hauptherausforderer heisst wiederum: Carlos Alcaraz (20). Der Spanier hat sich mit dem Turniersieg in Queens (GB) auf Rasen warmgespielt. Er ist zurück auf dem ATP-Thron – aber auch bereit, Djokovic auf ganz grosser Bühne zu schlagen? «Im Halbfinal von Roland Garros war die Last auf seinen Schultern schlicht zu gross», sagt Günthardt. Damals verkrampfte der junge Murcianer sprichwörtlich und verlor in vier Sätzen.

Doch Günthardt betont auch, dass es auf Rasen eher mal Ausrutscher geben könne: «Wenn jemand gut aufschlägt und richtig heiss läuft, kann es schwierig sein, ihn zu bremsen. Das ist nicht wie auf Sand, wo man sich über fünf Sätze noch gut zurückkämpfen kann.»

Günthardt glaubt auch, dass Alcaraz aus der Erfahrung der French Open lernen werde. Und rutscht Djokovic auf seiner Rekordjagd tatsächlich aus, würden mit Daniil Medwedew (27), Stefanos Tsitsipas (24), Holger Rune (20), Jannik Sinner (21) und Co. eine ganze Reihe hungriger Spieler warten, die allesamt davon träumen, erstmals in Federers Wohnzimmer auch ihren Platz zu bekommen.

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